Kinotipps der Woche: So schmeckt der Sommer

Ein Starkoch, der Events organisiert, eine Familie, die ein Zuhause sucht und ein paar alte weiße Männer, die gegen das Böse kämpfen.

Eine Familie mit drei Kindern steht auf einem grünen Feld

war für 6 Oscars nominiert: „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ Foto: AP/Josh Ethan Johnson

Eine Migrationsgeschichte in zweierlei Hinsicht: Das Ehepaar Jacob und Monica Yi stammt ursprünglich aus Korea und übersiedelt mit seinen beiden Kindern in den 1980er Jahren von Kalifornien in das ländliche Arkansas. Dort möchte Jacob eine Farm anlegen, die gute Erde bestellen und koreanisches Gemüse anbauen, das er an Emigranten aus der alten Heimat verkaufen will.

Monica jedoch ist entsetzt über dieses Nirgendwo jenseits der Zivilisation. Die Geschichte von „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“ folgt eher undramatisch dem Auf und Ab des Familien- und Farmlebens der Yis, bei denen bald auch noch Monicas Mutter, die verwitwete Soon-ja eintrifft, die sich für die Kinder nicht unbedingt als traditionelle Großmutter erweist: Kochen und Kekse backen kann sie nicht, dafür aber Karten spielen und ordentlich fluchen.

Der Film des Regisseurs Lee Isaac Chung (der selbst als Sohn einer koreanischen Einwandererfamilie in Arkansas aufwuchs) rührt an spezifisch amerikanische Ideen und Wertvorstellungen und zieht mit den in einem Mobile Home lebenden Figuren eine Parallele zu den Pionieren, die einst das Land besiedelten.

Filme aus den 80er Jahren

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Jacob Yi glaubt ganz fest an den amerikanischen Traum: daran, etwas Besseres aus seinem Leben zu machen und für und mit seiner Familie Erfolg zu haben. Vielleicht noch wichtiger aber ist der generelle Zusammenhalt, den der Film beschwört – und den die amerikanische Gesellschaft momentan so nötig hat wie nie (13. 8., 21.15 Uhr, FLK Kreuzberg, 15. 8., 21 Uhr, FLK Friedrichshain).

Für Leute mit Durchhaltevermögen: Elf Science-Fiction-Filme am Stück im „Berlin 24 Hour Sci-Fi Kino Marathon“. Die präsentierten Filme stammen überwiegend aus den 80er- und 90er-Jahren, da kann man sich dann beispielsweise noch einmal ansehen, wie das Budget von „Terminator 2“ nach dem Erfolg des Low-Budget-Knüllers „The Terminator“ plötzlich einen gewaltigen Sprung macht.

Das Meisterwerk in dieser Auswahl ist aber definitiv John Carpenters dystopischer Action-Thriller „Escape from New York“, in dem der coole Snake (Kurt Russell), dem als Belohnung seine Begnadigung winkt, den gefangengesetzten US-Präsidenten befreien muss. Wert ist der blöde Präsident das allerdings nicht (13. 8., ab 18 Uhr, Babylon Mitte).

Gemüse und Kultur

Wohl demjenigen, der Leute kennt, die sich darauf verstehen, leckeres Gemüse nach den Rezepten des israelisch-britischen Starkochs Yotam Ottolenghi zuzubereiten. Noch besser natürlich, wenn man es selber kann. In dem Dokumentarfilm „Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles“ zeigt die US-amerikanische Regisseurin Laura Gabbert die Vorbereitungen zu einem von Ottolenghi veranstalteten Food Event im Metropolitan Museum of Art in New York.

Dabei geht es natürlich nicht nur ums Essen, sondern auch um dessen Verhältnis zu Kunst und Kultur. Zu sehen ist der Film im Rahmen des diesjährigen Jüdischen Filmfestivals Berlin Brandenburg, das am 12. August eröffnet wird und an verschiedenen Spielorten noch bis zum 22. des Monats läuft (14. 8., 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Malgorzata Szumowska ist die momentan interessanteste Filmregisseurin Polens. Ihr gemeinsam mit Michal Englert gedrehter Film „Der Masseur“ erweist sich als eine bizarre und böse Sozialsatire, in der die reichen Bewohner einer polnischen Gated Community all ihre Hoffnungen auf einen ukrainischen Masseur projizieren (18. 8., 21 Uhr, Freiluftbühne Weißensee).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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