Hannovers Regionspräsident hört auf: Der Kommunikator

Hannovers Regionspräsident Hauke Jagau tritt bei den Kommunalwahlen nicht mehr an. Zuvor musste er 15 Jahre lang immer wieder seinen Job erklären.

Der Regionspräsident der Region Hannover Hauke Jagau sitzt bei einer Pressekonferenz auf einem Podium.

Will künftig an seiner Work-Life-Balance arbeiten: Hauke Jagau Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

HANNOVER taz | Wenn man Hauke Jagau googelt, schlägt die Suchmaschine gleich „Was macht ein Regionspräsident?“ vor. Das ist die Frage, die Jagau nun seit fast 15 Jahren regelmäßig beantworten muss – doch nach dieser Kommunalwahl am 12. September will er damit endlich aufhören.

Die Region Hannover ist so etwas wie der Landkreis plus Metropole, Jagau so etwas wie ein Landrat plus – zuständig immer da, wo Dinge geregelt werden müssen, die Landeshauptstadt und Umland gleichermaßen betreffen: Jugendhilfe, Berufsschulen, Nahverkehr, Krankenhäuser, Abfallwirtschaft, Zoo.

Apropos Zoo: Der Zoff um die Vertragsverlängerung für dessen Direktor Klaus-Michael Machens hat es sogar in Jagaus Wikipedia-Eintrag geschafft. Das ist ein bisschen unfair, denn eigentlich hält Jagau selbst die Einführung des Sozialtickets, den Ausbau des ÖPNV, aber auch den Bau der KZ-Gedenkstätte Ahlem für bedeutsamer, wenn man ihn nach einer Bilanz fragt.

Es gibt allerdings auch noch einen Prozess, bei dem Jagau eine eher unrühmliche Rolle spielte: den um die sogenannte „Bamf-Affäre“. Jagau gehörte zu denen, die sich bei der Zentrale über die Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge beschwerten. Er hatte sich darüber geärgert, dass diese in mehreren Fällen Entscheidungen seiner Mit­ar­bei­te­r*in­nen gekippt und damit Abschiebungen in letzter Minute verhindert hatte. Eine Liste von 150 „problematischen“ Fällen hat Jagau nach Nürnberg geschickt.

Das Lostreten der BAMF-Affäre findet er richtig

Es folgte ein bundesweiter Aufschrei und die größte Ermittlungsgruppe, die es in der Bremer Staatsanwaltschaft je gab. Aber am Ende blieb von den Vorwürfen gegen die Amtsleiterin und mehrere Anwälte kaum etwas übrig – außer einem gewaltigen Schaden an den Karrieren der Beschuldigten. Jagau hält sein Vorgehen bis heute für richtig: Strafrechtlich könne er das Ganze ja nicht beurteilen, aber verwaltungsrechtlich seien die Bremer nun einmal nicht zuständig gewesen.

Generell gilt Jagau als einer, der politischen Konflikten nicht unbedingt aus dem Weg geht und auch Klartext reden kann. In der Coronakrise versuchte er mit Hilfe von Youtube-Videos, die ständig wechselnden Regelungen halbwegs verständlich unters Volk zu bringen. Corona hätte seine Art zu arbeiten und zu kommunizieren tatsächlich noch einmal total verändert, sagt er.

Das Rennen um seine Nachfolge ist ziemlich offen: Die SPD muss befürchten, nach dem Oberbürgermeisteramt in Hannover nun auch noch das Umland zu verlieren. Schon Jagaus letzte Wiederwahl war reichlich knapp, weil der Speckgürtel eben lieber CDU wählt.

Von den insgesamt acht Kan­di­da­t*in­nen gelten drei als aussichtsreich: Steffen Krach (SPD), Christine Karasch (CDU) und Frauke Patzke (Grüne). Der 60-jährige Jagau, der immer Politik gemacht hat, sagt, er wolle erst einmal seine Work-Life-Balance in Ordnung bringen und vielleicht als Anwalt und Berater weitermachen.

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