Anne Haeming
Der Wochenendkrimi
: Der Zweiteiler „Tod im Internat“ zeigt: Manchmal ist mehr doch mehr

LKA-Frau Isabell Mosbach (Nadja Uhl) ermittelt undercover als Sport- und Englischlehrerin im InternatFoto: Reiner Bajo/ZDF

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Sobald in einem Krimi-Plot eine inhaltliche Wendung zu viel eingebaut ist, muss ich anfangen zu lachen. Weil: Come on, hallo, jetzt trickst hier mal nicht rum, um möglichst viel Drama zu erzeugen. Und die Auflösung rauszuziehen.

Nun ja: Beim alten ZDF-Zweiteiler „Tod im Internat“ von 2017 nähme das „Ha!“-Rufen vor lauter Zufällen kein Ende. Wirklich alles und alle sind hier miteinander verwickelt, der eine Typ hängt auch noch dort mit drin. Und dann ist auf einmal die eine Tochter die des anderen und natürlich, wie sollte es anders sein: Die Kommissarin deckt neben ihrer Ermittlungsarbeit auch noch eigene Familienrätsel auf.

Aber Sie werden sehen: Es stört in diesem Falle nicht. Ja, ich war auch überrascht. Aber die Story, die sich Frauke Hunfeld ausgedacht hat, rummst genau deswegen: Mehr ist mehr!

Auf der konkreten Krimi-Ebene der Story ist erst einmal nur eine Schülerin aus dem hessischen Eliteinternat verschwunden. Aber weil es die Tochter des designierten LKA-Chefs (Joachim Król) ist, springt die LKA-Fahnderin Isabell Mosbach (Nadja Uhl) ein und ermittelt undercover als Sport- und Englischlehrerin.

Dann landet ein anderer Schüler erschossen im Fluss. In der Hinterlassenschaft ihrer gerade frisch verstorbenen Mutter findet Mosbach kuriose Konten in Übersee. Kurz: Die Frau hat alle Hände voll zu tun.

Dahinter spannt sich eine gesamtdeutsche Geschichte auf: vom Polizisten-Mord am Rande der Startbahn-West-Proteste in Frankfurt am Main in den 1980ern bis zur Frage, was eigentlich nach der Wiedervereinigung mit dem ganzen DDR-Vermögen passiert ist. All das bündelt sich in diesem hessischen Internat mit dem ­derrickesken Namen „Erlengrund“.

Und Regisseur Torsten C. Fischer, der sich in seiner Karriere gefühlt einmal durch alle „Polizeirufe“, „Tatorte“ und Schimanski-Filme gearbeitet hat, führt all diese Stränge bis zum Schluss sinnhaft zusammen.

Apropos „Mehr ist mehr“. Die Besetzung ist wirklich bemerkenswert: Neben Uhl und Król fährt dieser Fernsehkrimi das ganz große Besteck auf. Hanno Kofler, Karoline Eichhorn, Manfred Zapatka undurchsichtig wie immer, Oliver Stokowski, irgendwann taucht auch noch Johann von Bülow auf, bis in die Nebenrollen bekannte Gesichter.

Auch wenn erst vier Jahre alt: Das Ganze verströmt damit Gute-alte-Zeiten-Atmosphäre, TV-Events und so. Allein für diese Dosis heimelige Nostalgie lohnt es sich.

„Tod im Internat“, zwei Teile in der 3sat-Mediathek