Theatertipps der Woche: Manifest und Widerstand

Das Gorki Theater inszeniert ein Manifest für die Zukunft und erinnert mit der Reihe „Stronger Still“ weiterhin an die Repressionen in der Türkei.

Menschen vor dem Grundriss einer Gefängniszelle

„Museum of small things“ (im Rahmen von „Stronger Still“), Videoinstallation von Can Dündar Foto: Ute Langkafel / MAIFOTO

Die Regisseurin, Autorin und Sängerin Marta Górnicka und hat eine sehr eigene Form des chorischen Theaters entwickelt. Damit bildet sie gesellschaftliche Verfasstheiten ab oder schafft Reflexionen über den Einzelnen als Mitglied einer Gemeinschaft.

In Berlin hat sie (produziert vom Maxim Gorki Theater) zuletzt vor dem Brandenburger Tor das deutsche Grundgesetz mit einem fünfzigköpfigen Chor aus Laien- und Profis performt. Mit „Grundgesetz“ gastierte sie auch in Karlsruhe beim Bundesverfassungsgericht.

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Jetzt hat sie ein eigenes chorisches Manifest geschrieben: „Still Life“. Es ist für einen neu verfasste Gesellschaft gedacht und stellt die Frage, „wie wir in einer Ära der Massenepidemie, der Massendigitalisierung und des Massensterbens Verbindungen aufrechterhalten und wiederaufbauen können.“ Eingeschlossen in diesen Plan werden Menschliches und nicht-menschliches Leben, Lebende und Tote, Tiere, Pflanzen, Bakterien und Viren, wie auf der Webseite des Gorki Theaters emphatisch versprochen wird.

Verbindende Kraft soll der Gott des ungeteilten Lebens, der vor- und nachmenschlichen Zeit sein: ein vervielfachter digitaler Dionysos. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, muss man wahrscheinlich hingehen, zuhören & -sehen (Gorki Theater: „Still Life“, Premiere 31. 7., 18 Uhr, www.gorki.de).

In diversen Locations rund um das Gorki Theater wird außerdem im Rahmen des 5. Berliner Herbstsalons das Projekt „stronger still. exhibition – installation – talks“ und die Ausstellung „prison no. 5“ mit Werken von Zehra Doğan präsentiert, die Installationen „SİLİVRİ. prison of thought“ und „museum of small things“, kuratiert von Can Dündar, sowie die Ausstellung „witness“ mit Werken von Timur Çelik (alle Infos unter www.gorki.de).

In Adlershof gibt es das Theater Ost, das in einem Gebäude des ehemaligen DDR-Fernsehens lange Jahre als „Theaterstudio Adlershof“ existierte. Kurz vor der Pandemie mussten sie die Spielstätte aufgeben und starten nun als „Theater Ost“ in ihre 2. Open-Air Spielzeit. Auf dem Programm: „Die wahren Lügen des Till Eulenspiegel“ von Hans Sachs.

Sachs war ein Dichter und Dramatiker im 15. Jahrhundert und ist heute meist nur noch als Mitglied des Casts von Richard Wagners „Meistersingern“ bekannt. Dabei war er ein äußerst produktiver Autor, schrieb angeblich etwa 6000 Stücke, war ein Unterstützer der Reformation und galt auch als früher Sozialist, weshalb in der DDR viele Betriebe nach ihm benannt waren.

Im Theater Ost ist er jetzt wiederzuentdecken mit seinen Geschichten um den frechen Eulenspiegel, der die selbstzufriedene wie verkommene spätmittelalterliche Gesellschaft, den korrupten Adel und den gierigen Klerus mit seinen berühmten Streichen bloßstellte und demaskierte (Theater Ost: „Die wahren Lügen des Till Eulenspiegel“, Premiere am 31. 7., 19 Uhr, alle Infos unter www.theater-ost.de).

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