heute in bremen
: „Fremd sein schafft Distanz“

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Franziska Kache

42, ist Projektleiterin der Kinotournee des Deutschen Kurzfilmpreises.

Interview Pia Tönnissen

taz: Frau Kache, sind Freiluftkinos nicht Old School? Filme kann man doch auch online schauen.

Franziska Kache: Nein, die Kurzfilme, die wir am Freitag im „Reisenden Freiluftkino“ in Gröpelingen zeigen, sind online gar nicht verfügbar. Alle Kurzfilme haben mit dem Thema „Globale Nachbarschaften“ zu tun. Das Reisende Freiluftkino hat aber zusätzlich auch ältere Filme ausgewählt, die man so sonst nicht mehr sehen kann. Das sind ganz tolle Filme, die sehr wichtige, gesellschaftliche Themen behandeln: Zum Beispiel „Masel Tov Cocktail“ ist großartig.

Worum geht es in dem Film?

In dem Film geht es darum, wie Juden in unserer Gesellschaft leben. Er spiegelt einem die eigenen Vorurteile auf humorvolle Weise. Konkret geht es um einen Sohn russischer Einwanderer, der vom Gymnasium fliegt, weil er sich gegen Antisemitismus zur Wehr setzt. Der Film trifft den Nagel auf den Kopf und man merkt einen Unterschied, wenn ein jüdischer Regisseur einen Film über Juden macht, als wenn eine nichtjüdische Person sich damit auseinandersetzt.

Und spielt in den Filmen auch die Pandemie eine Rolle?

Eigentlich nicht. Die Filme sind alle vor der Coronapandemie entstanden.

Was bedeutet es für die Kurzfilmbranche, dass die Filme jetzt wieder bei so einem Event gesehen werden können?

Open-Air-Kino der Initiative „Reisendes Freiluftkino“: Gezeigt werden sechs Kurzfilme, davon drei der „Kurz.Film.Tour“, Greifswalder Platz in Gröpelingen, Einlass ist um 20.30 Uhr, Eintritt frei

Vor allem für die Filmschaffenden ist es sehr wichtig, dass sie ihre Filme vor Ort vorstellen können. Dadurch bekommen sie noch mal ein ganz anderes Feedback vom Publikum. Gerade im Bereich des Kurzfilms sind Feedback und Vernetzung sehr wichtig.

Und warum ein Open-Air-Kino in Gröpelingen?

Gröpelingen ist teilweise auch als Brennpunktviertel bekannt. Gerade da ist es wichtig, Kultur zu den Menschen zu bringen. Viel Unterhaltung findet ja übers Fernsehen und Internet statt. Die Kurzfilme sind einfach mal etwas anders. Wir wollen damit Menschen näher zusammenbringen. Die Filme werden bewusst mit englischen Untertiteln gezeigt, sodass sie auch von Leuten verstanden werden, die vielleicht noch nicht so lange in Deutschland leben und die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen. Fremdsein schafft Distanz. Wenn man seine Mitmenschen aber versteht, kann man besser mit ihnen zusammenleben.