Olympische Segelwettbewerbe: Seglers Ausdauer

Lange haben Tina Lutz und Susann Beucke auf ihren Traum von Olympia hingearbeitet. Nun sind sie Silbermedaillengewinnerinnen.

Die Seglerinnen Tina Lutz und Susann Beucke mit der Deutschlandfahne auf ihrem Boot

Tina Lutz und Susann Beucke nach dem Medal Race Foto: Gregorio Borgia/ap/dpa

Hätte das IOC nach dem Willen der Mehrheit der japanischen Bevölkerung diese bereits schon einmal verschobenen Spiele endgültig abgesagt, wäre das aus epidemiologischer Sicht wohl gerechtfertigt, für die Sport­le­r*in­nen aber sicher eine große Katastrophe gewesen. Besonders hart hätte dies Tina Lutz und Susann Beucke getroffen.

Den beiden Weltklasseseglerinnen war es nach vielen herben Rückschlägen erst im dritten Anlauf gelungen, sich für Olympia zu qualifizieren. 2012 sicherten sie sich zwar den Nationenstartplatz in der 470er Klasse für Deutschland, wurden aber in der Qualifikation von ihren Berliner Konkurrentinnen auf eine umstrittene Weise ausgebremst, wobei letztlich auch eine Klage vor Gericht nicht half.

Vier Jahre später waren Lutz/Beucke in der 49er FX-Klasse wieder zwei Konkurrentinnen aus Berlin unterlegen, die sie nun vor den Tokio-Spielen abhängen konnten. Doch hielt das Duo aus Bayern und Schleswig-Holstein all die Jahre an seinem Olympiatraum fest und entwickelte dabei erstaunliche Fähigkeiten, immer wieder Rückschläge zu verdauen. So musste Beucke in der Olympia-Qualifikation verletzungsbedingt zeitweilig ersetzt werden. Dann infizierte sich Lutz im Winter mit Corona, das Boot hing wegen des Brexits länger im Zoll fest und ihr britischer Trainer durfte zeitweilig wegen der Coronaregeln nicht einreisen.

Nervenstark im Finale

Nachdem dies alles überstanden war, standen auch noch die Spiele lange auf der Kippe. Die vom Chiemsee stammende Wirtschaftspsychologin Lutz steuerte bereits mit 15 Jahren zur Weltmeisterin in der Kinderbootsklasse Optimist – und das als erst weltweit drittes Mädchen überhaupt. Zwei Jahre später wurde sie Junioren-Europameisterin in der Jugendklasse 420er. Seit 2007 segelt sie mit der heutigen Sportsoldatin Beucke aus Strande bei Kiel.

Die Seglerinnen Tina Lutz und Susann Beucke mit der Deutschlandfahne auf ihrem Boot

Tina Lutz und Susann Beucke kurz nach dem Überqueren der Ziellinie Foto: Carlos Barria/reuters

Am Dienstag begannen die beiden inzwischen 30-Jährigen das entscheidende Finalrennen auf dem Bronze-Platz, was schon als großer Erfolg galt und auch erst mal zu verteidigen war. Doch behielten sie im Abschlussrennen mit doppelter Wertung trotz ihrer früheren Leichtwindschwäche die Nerven und profitierten davon, dass die spanische Konkurrenz einen Strafkringel drehen musste und die Niederländerinnen in diesem Rennen Vorletzte wurden.

Mit Platz fünf gewannen Lutz/Beucke so noch Silber und eröffneten am Dienstag eine kleinen Medaillenregen für den Deutschen Segler-Verband, wie es ihn seit den Sydney-Spielen nicht mehr gab. Erik Heil und Thomas Plößel gewannen im 49er ebenso Bronze wie Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer im Nacra17-Katamaran.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.