Sportliche Leiber

Den normierten Athletenkörper hat es noch nie gegeben, so oft er auch gewünscht oder verdammt wurde. Sportlerinnen und Sportler sehen sehr unterschiedlich aus. Und ihre Körper erzählen viel

„Der Athlet formt seinen Körper durch Leibesübungen, wie ein Bildhauer eine Statue in Stein meißelt.“ Das schrieb der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, der französische Baron Pierre de Coubertin. Wie die Körper der Athleten auszusehen haben, lässt sich auf dem Gelände des Berliner Olympiastadions bis zum heutigen Tag besichtigen. Werke von Arno Breker, Karl Albiker und Georg Kolbe stehen dort. Alle drei Bildhauer standen auf der NS-Liste der „Gottbegnadeten“ für besonders opportunistische Künstler. (mak) Foto: imago/Hohlfeld

Während das Bild des muskelgestählten Körpers von olympischer Eigen-PR bis zur Shampoowerbung bis heute präsent ist, entsprechen Weltklassesportler und -sportlerinnen nur allerseltenst solchen ideologischen Vorgaben. Ihre Körper sind oft von Qual, von Entbehrung, von Anstrengung gezeichnet. Und immer auch von den Anforderungen, die ihre Sportart an sie stellt: Geherinnen oder Langstreckenläufer etwa sind dünn, beinah untergewichtig. (mak) Foto: imago/Fotoarena

Auch die männlichen Kraftsportler, in der Antike und von den Nazis als Körpervorbilder hoch verehrt, entsprechen nur sehr selten Idealen, wie sie Arno Breker gemeißelt oder Leni Riefenstahl filmisch inszeniert haben. Die Hebelverhältnisse müssen beim Gewichtheben passen, kurze Arme sind da besser als lange, und das Körpergewicht darf nicht höher sein, als in der jeweiligen Gewichtsklasse erlaubt. Richtig dicke Männer finden sich erst im Superschwergewicht – über 109 Kilogramm. Und die sehen dann auch nicht aus wie Adonis. (mak) Foto: imago/Belga

Lange Kerls fallen auf. Sie sind Basketballspieler, vielleicht auch Ruderer oder Rückenschwimmer. Lange Frauen ebenfalls, nur dass für die mit ihrer Körpergröße eher selten lukrative Profiverträge verbunden sind. Dem Chinesen Yao Ming jedenfalls sieht man mit seinen 2,29 Metern seinen Beruf als (mittlerweile ehemaliger) NBA-Profi förmlich an. Und alle anderen schauen hoch. (mak) Foto: imago/ANE

Kräftige Frauen allerdings stehen unter Verdacht. Unweiblich, nicht anmutig, unfeminin wird etwa Sprinterinnen attestiert. Und prompt schwingt der Dopingverdacht mit, die Unterstellung, wenn eine Frau muskulär ist, dann müsste da wohl mit Steroiden nachgeholfen worden sein. Denn natürlich sei weibliche Stärke nicht. (mak) Foto: imago/EFE

Dann gibt es noch Sportler und Sportlerinnen, die recht unsportlich ausschauen: Bogenschützen, Schachspielerinnen, Schützen mit Gewehr oder Pistole auf Scheiben oder Tontauben. Die sind voll durchtrainiert, ihre diesbezüglichen Körperwerte weisen sie als Leistungssportler und -sportlerinnen aus, aber niemand sieht ihnen ihren Sport an. Das gilt erstaunlicherweise auch für Fußballer und Fußballerinnen, von denen es ganz kleine, sehr kräftig gebaute, ziemlich lange oder hagere schon in die Weltklasse geschafft haben. (mak) Foto: imago/Xinhua