Geplanter Immobilien-Mega-Konzern: Erstmal keine Übernahme

Zu wenige Deutsche-Wohnen-Aktionäre gehen auf Vonovia-Angebot ein. Der Kauf von 20.000 Wohnungen durch den Senat bleibt offen.

Das Bild zeigt Flaggen mit dem Unternehmensnamen vor dem Hauptsitz des Immobilienkonzerns Vonovia in Bochum.

Der Immobilienkonzern Vonovia ist bei der Übernahme der Deutsche Wohnen vorerst gescheitert Foto: dpa

BERLIN taz | Zwei Tage nach der vorerst gescheiterten Übernahme des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen durch Konkurrent Vonovia ist offen, ob damit auch der geplante Kauf von 20.000 Wohnungen beider Unternehmen durch das Land Berlin vom Tisch ist. Der Senat wartet nach eigenen Angaben darauf, dass die Konzerne auf das Land zukommen und klären, ob das Angebot Bestand hat. Von der Deutsche Wohnen, die in Berlin 114.000 Wohnungen besitzt, hieß es, die Gespräche mit dem Senat würden weitergeführt und man halte an dem mit dem Land und Vonovia vereinbarten „Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen“ fest. Dazu gehören eine Begrenzung der Mietsteigerung bis 2026 und Neubau.

Vonovia hatte am Freitagabend bekannt gegeben, dass ihr am 21. Juni vorgelegtes Kaufangebot an die Deutsche-Wohnen-Aktionäre zu wenig Rücklauf bekommen hat: Vonovia musste für eine Übernahme mindestens 50 Prozent der Aktien in die Hand bekommen, kam aber bis Freitag einschließlich der zuvor schon gehaltenen Anteile auf nur 47,62 Prozent.

Die Vonovia-Spitze ließ bei ihrer Stellungnahme offen, ob die Übernahme damit endgültig gescheitert ist, man den Übernahmeversuch fortsetzt oder sich auch von den bisher gehaltenen Deutsche-Wohnen-Aktien trennt. Das werde man jetzt „sorgfältig prüfen“. Dem Handelsblatt sagte Konzernchef Rolf Buch am Samstag zu einem erneuten Anlauf: „Man sollte im Leben nie etwas ausschließen, aber man sollte auch nicht immer von einem Happy End träumen.“

Vonovia hatte schon einmal, 2015, vergeblich versucht, die Deutsche Wohnen (DW) zu übernehmen. Während das damals gegen den Willen der DW-Führung geschah, hatte das Unternehmen dieses Mal den Vonovia-Vorstoß unterstützt.

Finanzsenator erwartet Informationen

Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) gab zu erkennen, dass ihn das mutmaßliche Scheitern der Übernahme überrascht hat. Der Senat sei aber auch ohne die Fusion weiter interessiert am geplanten Kauf der 20.000 Wohnungen aus dem Bestand beider Konzerne. „Hier sind Vonovia und Deutsche Wohnen jetzt am Zug, das Land Berlin darüber zu informieren, ob das Angebot weiterhin Bestand hat“, äußerte sich Kollatz am Samstag.

Das war laut Senatsverwaltung für Finanzen auch am Sonntag noch der aktuelle Stand. Die weitere Entwicklung werde sich im Laufe der Woche vermutlich konkretisieren, sagte Kollatz-Sprecher Alexis Demos der taz.

Die Deutsche Wohnen kündigte ungeachtet des endgültigen Ausgangs des Übernahmeangebots an, wegen der 20.000 Wohnungen in Kontakt zu bleiben. „Die Gespräche mit dem Berliner Senat hinsichtlich des Verkaufs einer signifikanten Anzahl an Wohnungen aus dem Bestand werden fortgeführt“, äußerte sich Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn in einer Pressemitteilung.

Regierungschef Michael Müller (SPD) und Vonovia-Chef Buch hatten das Angebot von 20.000 Wohnungen Ende Mai bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt – nur einen Tag nachdem der Übernahmeplan bekannt geworden war.

Kritiker, darunter auch Stimmen bei den SPD-Koalitionspartnern Linkspartei und Grüne, hatten sich skeptisch gezeigt und intensive Prüfungen angeregt. Sie vermuteten teilweise, dass der Kauf bei der SPD taktisch motiviert sei, um mit Blick auf die Abgeordnetenhauswahl am 26. September als Mieterschützer zu punkten. Am selben Tag steht auch der Volksentscheid über die Enteignung großer Wohnungseigentümer an, den die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ auf den Weg gebracht hat.

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