Theatertipps für Berlin: Kein Wissen und keine Sprache

Vom Schweigen über die Flucht erzählt „Fliegende Eier von Sarajevo“, um Sein und Schein geht es auf der Heckenbühne beim Potsdamer Theatersommer.

Zwei junge Frauen vor einem Auto: Vorabfoto zur Inszenierung „Die fliegenden Eier von Sarajewo“

Eine Familienrecherche: „Fliegende Eier von Sarajevo“ Foto: Fabienne Dür

Kinder, die in Familien hineingeboren werden, die von Krieg und Verfolgung traumatisiert sind, erben oft das Trauma, aber kein Wissen und keine Sprache dazu. Hier kann dann manchmal das Theater Wege weisen, wie im Fall von Senna vielleicht. Senna wurde während des Bosnienkrieges in Deutschland geboren, wohin ihre Eltern geflüchtet waren, und wächst zwischen zwei Kulturen und im Schweigen auf. Als sie erwachsen wird, beginnen die Fragen.

So will es der Plot der Familienrecherche „Fliegende Eier von Sarajevo“, einer Inszenierung von Fabienne Dür und Senita Huskić, die am Donnerstag in der Charlottenburger Vagantenbühne Premiere hat. Fabienne Dür ist Dramatikerin, Dramaturgin und Regisseurin. In diesem Jahr war sie für den Preis des Heidelberger Stückemarkts nominiert.

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Senita Huskić ist Schauspielerin und hat das Stück auf der Basis ihrer eigenen Biografie mitentwickelt. Als Darstellerin ihrer eigenen Geschichte wird Huskić nun auch auf der Bühne stehen, während Dür inszeniert (15. & 16. 7., jeweils um 20.30 Uhr).

Oder einmal nach Potsdam fahren, wo im Park von Sanssouci das Theater Poetenpack den Potsdamer Theatersommer veranstaltet. Gespielt wird auf der historischen Freilichtbühne „Heckentheater“ nahe dem Neuen Palais. Diese Bühne wurde einmal von Friedrich dem Großen angelegt und ist tatsächlich ein Theater aus Hecken, die erstaunliche Auf- und Abtritte in freier Natur ermöglichen.

Aktuell wird die Komödie „Ab in die Sommerfrische“ nach Carlo Goldoni gespielt: eine Geschichte um Schein und Sein, Sex, Geld, Spiel und Intrigen (Potsdamer Theatersommer, 14.-18. 7., jeweils 19.30 Uhr, alle Infos: www.theater-poetenpack.de).

Draußen gespielt wird auch im Globe Theater, das sich in der Nähe des Charlottenburger Schlosses befindet. Am Donnerstag startet dort „Phaidon“ nach keinem geringeren als dem griechischen Philosophen Platon, der hier den letzten Tag im Leben seines zum Tode verurteilten Lehrers und Freundes Sokrates schildert: sein Leben, sein Denken, seine Todesangst.

Und zwar so, dass auch Nicht­phi­lo­so­ph:in­nen und Nicht­ken­ne­r:in­nen mühelos folgen können, da die Fragen universell sind, die Herangehensweise sinnlich und verspielt (Globe Theater Berlin, ab 15. 7., 19.30 Uhr, alle Infos: www.globe.berlin).

Sinnlich und verspielt (aber anders!) geht es auch im „Muxical“ „No Name*“ im Pfefferberg Theater zu, in dem der Choreograf William Sánchez H. am Samstag die Poetik des Körpers und die Grenzen von Genderzuschreibungen vermisst (Pfefferberg Theater: „No Name* – Das Muxical und Noisy Cases“, 17. 7., 20 Uhr, mit Publikumsgespräch).

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