heute in bremen
: „Die Polizei
ist nur ein Spiegelbild“

Foto: privat

Sunny Omwenyeke 55, ist Aktivist in der Flüchtlingsbewegung in Deutschland und Gründer des Bremen Solidarity Centre e.V.

Interview Jasmin Koepper

taz: Herr Omwenyeke, worauf möchten Sie heute aufmerksam machen?

Sunny Omwenyeke: Auf institutionellen Rassismus und Gewalt der Polizei, von der Schwarze und People of Colour täglich betroffen sind. Es gibt aktuell keine Rechenschaftspflicht für die Polizei, wenn sie Gewalt anwendet, selbst wenn diese zum Tod führt. Sie werden angezeigt, aber die Verfahren werden eingestellt. Teile der Gesellschaft werden verletzt und brutal behandelt – von der Polizei, die sie eigentlich beschützen sollte.

Was muss sich ändern?

Die Öffentlichkeit muss ein Ende des institutionellen Rassismus fordern. Und das ganze System muss sich ändern. Das fängt schon bei der Ausbildung der Po­li­zis­t:in­nen an. Es muss eine geistige Veränderung stattfinden dahin, dass jede und jeder das Recht hat, geschützt zu werden. Das Leben der Schwarzen und der People of Colour ist der Mehrheit aktuell nicht wichtig. Und es braucht mehr Kontrolle der Polizei. Die Po­li­zis­t:in­nen wissen, dass sie geschützt werden und ihre Jobs nicht verlieren, wenn sie schießen. Sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden, und es muss ihnen gesagt werden, dass schießen nicht okay ist. Es gibt auch viele andere Möglichkeiten.

Kommt das Problem aus der Gesellschaft?

Auf jeden Fall. Es kann nicht getrennt von der Gesellschaft gesehen werden. Die Polizei ist nur ein Spiegelbild dessen, was in der Gesellschaft passiert. Die allgemeine Gesellschaft ist auf einer rassistischen Ideologie gegründet. Das ist das Konzept „der Anderen“. Alles, was den anderen passiert, ist egal, so lange es nicht uns, den Weißen, passiert. Das ist die Wurzel des Rassismus.

Welche Rolle spielt die Presse?

Podiumsdiskussion „Initiativen gegen Polizeibrutalität – Für Offenlegung und Rechenschaftspflicht“, 18 Uhr, Findorffstr. 14a, open air

In der Presse wurde noch nicht genug darauf aufmerksam gemacht, wie viel Gewalt Schwarze Menschen und People of Colour jeden Tag erleben. Deshalb ist es für uns doppelt schwierig: Es erst zu leben und dann auch an die Öffentlichkeit zu bringen. In der Öffentlichkeit gibt es zu viel Toleranz für diese öffentliche Gewalt und die Presse folgt dieser Linie.

Wer spricht bei der Veranstaltung morgen?

Es spricht Gundula Oerter von der Initiative in Gedenken an Laye-Alama Condé, der in Bremen von der Polizei ermordet wurde. Sista Oloruntoyin von der Black Community Coalition for Justice and Self defence aus Hamburg, die sich für verschiedene Fälle Betroffener von Polizeigewalt einsetzt. Und Barsan Mehdi von der Initiative in Erinnerung an Qosay, der von der Polizei in Delmenhorst ermordet wurde.