Folgen der Überschwemmungen: Trinkwasser hat Priorität

Die Fluten haben auch Schadstoffe wie Öl und Benzin in die Gewässer gespült. Langfristige Umweltschäden sind aber noch nicht absehbar.

Autos stehen im Hochwasser.

Wieviele Giftstoffe gelangen in Trinkwasser? Gekenterte Autos auf einer Bundesstraße im Erftkreis Foto: Christoph Hardt/imago

BERLIN taz | Nach dem ersten Aufatmen kommt das Naserümpfen. In Nordrhein-Westfalen sind die Wasserstände nach den verheerenden Überschwemmungen wieder gesunken, die Nebenflüsse in ihre Betten zurückgekehrt. Nun sind die Schäden nicht nur zu sehen, sondern auch zu riechen. Böden und Gewässer sind verdreckt. Mancherorts kommt aus den Wasserhähnen nur noch trübes Wasser. Ver­brau­che­r:in­nen sind verunsichert.

Denn die Flut hat Heizöltanks aufgerissen, Rohre und Autotanks zerstört, Chemikalien aus Gewerbegebieten mitgenommen und mit dem Plastikmüll in die großen Flüsse geschwemmt.

„Unser dringendstes Problem ist es, eine sichere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten“, sagt Birgit Kaiser de Garcia. Sie ist Sprecherin des Landesamts für Umwelt und Verbraucherschutz in NRW (LANUV). Ihre Behörde misst die Belastung der Gewässer mit Schadstoffen. Wenn Grenzwerte überschritten werden, greift ein Warn- und Alarmplan, der die Wasserversorger sofort informiert.

Zu ihnen gehören die Wasserwerke Westfalen. Sie haben eines ihrer sechs Werke abgeschaltet, weil dort nur mit UV-Strahlung gereinigt wird und das in der aktuellen Situation nicht genügt. Andere Versorger springen dafür ein. Ähnliche Umstellungen gibt es etwa dort, wo Trink- und Brauchwasser aus Brunnen in Ufernähe gewonnen wird und die Vorfiltrierung momentan nicht ausreicht.

Nie­der­län­de­r:in­nen hängen am Rhein

In den am schlimmsten betroffenen Gebieten sind Messstellen des LANUV zerstört worden, aber die an Rhein, Ruhr, Wupper und Erft funktionieren, sagt Kaiser de Garcia. Vor allem beim Rhein sei das wichtig, weil er „von hier aus in die Niederlande fließt und dort viel stärker zur Trinkwassergewinnung genutzt wird, da hängen Hunderttausende Menschen dran“.

Welche Folgen die Fluten für die Natur haben, ist noch nicht abzusehen. Die Na­tur­schutz­ex­per­t:in­nen des LANUV werden erst in den kommenden Wochen prüfen, ob es die renaturierten Abschnitte der Flüsse noch gibt, was aus brütenden Vögeln und anderen Tieren geworden ist.

Dirk Jansen vom BUND NRW glaubt aber, dass „das angesichts der Gesamtproblematik nicht so sehr ins Gewicht fällt. Von Winterhochwassern an Rhein und Ruhr sind wir einiges gewohnt.“ Man müsse sich vielmehr um den Schutz bei künftigem Starkregen kümmern, also etwa um die Abbruchsicherheit von Braunkohle- und Kiesgruben, wo und wie Häuser und Gewerbe überhaupt wiederaufgebaut werden sollten. Und welche Lehren sich für die Landnutzung ziehen ließen, etwa zum Weinanbau an den Hängen oder zu Monokulturen in den Wäldern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.