Afghanische Ortskräfte der Bundeswehr: Zum Schämen

Die Bundesregierung überlässt die afghanischen Ortskräfte den Taliban. Das ist unmenschlich und feige.

Ein Dolmetscher der Bundeswehr (2.vr), Bundeswehrsoldaten und afghanische Polizei nahe Kundus, 2011 unterhalten sich mit zwei Männern auf Motorrädern

Ein Dolmetscher der Bundeswehr (2.vr), Bundeswehrsoldaten und afghanische Polizei nahe Kundus, 2011 Foto: Maurizio Gambarini/picture alliance/dpa

Es passiert nicht jeden Tag, dass sich Bundestagsabgeordnete der Regierungsfraktionen öffentlich über die Bundesregierung empören. Im Fall der afghanischen Ortskräfte, die seit dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan ohne Arbeit und Schutz sind, ist das gerade so. Man sei fassungslos und beschämt. Solche Adjektive hört man auch aus der SPD und von Christdemokraten.

Die Regierung kann sich darüber nicht wundern. Denn beim Thema afghanische Ortskräfte zeigt sie ihr unmenschliches Gesicht. Erst lässt sie hopplahopp die Bundeswehrsoldaten ausfliegen – und die Ortskräfte einfach zurück. Selbst Zehntausende Liter Bier hatten bei der Rettung vor den Bomben der Taliban Priorität. Und nun, da die Truppen der Taliban jeden Tag Gebiete erobern und schon vor den Städten stehen, in denen die zurückgelassenen Dol­met­sche­r:in­nen und Bürokräfte um ihr Leben fürchten, tut die Regierung – nichts.

Sie hat zwar 2.400 Visa für die Betroffenen und ihre Familien in Aussicht gestellt. Die meisten Ortskräfte werden aber nie kommen, selbst wenn Deutschland sie einreisen lässt. Das weiß die Bundesregierung ganz genau. Denn ihren Flug müssen die Af­gha­n:in­nen selbst organisieren und bezahlen. Das ist zynisch. Doch es kommt noch schlimmer.

Denn während die Bundesregierung so tut, als gehe sie der Hindukusch, an dem sie früher mal die Sicherheit des Westens verteidigen wollte, plötzlich nichts mehr an, will sie eine Verbindung nach Kabul bloß nicht kappen: und zwar die Abschiebeflüge. Trotz der Bitte aus Kabul, die Abschiebungen auszusetzen. Trotz des Vormarsches der Taliban. Trotz der Erfahrungsberichte der abgeschobenen Afghanen über Gewalt und Unsicherheit.

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Die Bundesregierung sollte sich besinnen und endlich – Wahlkampf hin oder her – verantwortungsbewusst handeln. Sie sollte alle Ortskräfte samt ihren Angehörigen umgehend nach Deutschland und damit in Sicherheit bringen. Die Abschiebungen nach Afghanistan muss sie stoppen. Das gebietet die Lage vor Ort. Und die Menschlichkeit.

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Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.

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