Theatertipps der Woche: Woher stammen die Dinge?

Laia RiCa inzeniert die koloniale Geschichte von Kaffee und Zucker. Das Stadtprojekt „StaTD Finden“ erprobt Umverteilung. Im HdS geht es ums Erben.

Die Performerin LaiaRiCa (Berlin/El Salvador) in ihrem Stück „Kaffee mit Zucker?“ in der Schaubude Foto: Pablo Hassmann

Den Preis für die Freiheit, die die Französische Revolution für die Bürger in Europa erkämpfte, zahlten die Sklaven auf den Plantagen auf Haiti oder Mittelamerika. Denn diese Plantagen waren ein Baustein des Reichtums, der das Bürgertum ökonomisch so stark werden ließ, dass es den Adel entmachten konnte. Und während Europa noch immer sein Überlegenheitsgefühl dem Rest der Welt gegenüber aus den Errungenschaften der Revolution ableitet, ist der koloniale Kontext jener Jahre nie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.

In der Schaubude kommt nun die Performerin Laia RiCa in „Kaffee mit Zucker?“ darauf zu sprechen, einem suggestiven Mix aus Materialperformance und biografischem Dokumentartheater. Es geht um den Kaffee, den zum Beispiel die französischen Philosophen im 18. Jahrhundert in Pariser Kaffeehäusern tranken, derweil sie über Freiheit und Menschenrechte philosophierten – Kaffee und auch der Zucker, der ihn versüßte, waren in Kolonien von Sklaven angebaut + geerntet worden, deren Befreiung nie zur Debatte stand.

Aber auch noch im 20. Jahrhundert wurde in El Salvador Land enteignet und an deutsche Einwanderer vergeben. Aus Nazideutschland zum Beispiel. Diese Kaffee-Kontexte beleuchtet die in Berlin lebende Künstlerin Laia RiCa nun und schickt der Aufführung auch ein Triggerwarnung voraus: „In der Performance wird Stroboskoplicht eingesetzt. Außerdem kommen Ausschnitte des Dokumentarfilms ‚Die Zivilisationsbringer‘ vor, in dem rassistische Begriffe fallen und diskriminierende Sprache benutzt wird.“ (Schaubude: „Kaffee mit Zucker?“, Premiere 24. 6., 20:00 Uhr).

Umverteilung in der Stadt der Zukunft

TD Berlin (formerly known as Theaterdiscounter) widmet der Rückeroberung des Stadtzentrums rund um den Alex – für zivile Nutzung durch Menschen statt durch Kapital – das zweijährige Stadtprojekt „StaTD Finden“. „Unsere Stadt der Zukunft ist kein Utopia mit fliegenden Zustelldrohnen oder eine stellare Kolonie. In ihrem Zentrum ist ihr Herz, nicht ihre Geldbörse,“ heißt es im Grundsatztext zum Projekt. „Stadt ist Begegnungsraum. Wie können wir darin Privilegien umverteilen, statt Ausschluss zu generieren? Sie ist jetzt, hier und heute weiter veränderbar.“

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Nach der Eröffnungsfeier in der vergangenen Woche steht am 25. 6. nun die erste konkrete Stadterkundung an: „Inselerkundung. Abtauchen in den Molkenmarkt“. Teilnahme ist kostenlos. (TD Berlin: „Inselerkundung“ im Rahmen von „StaTD Finden“, 25. + 26. 6., jeweils 18 Uhr).

Im Haus der Statistik gibt es ab 21. 6. 21:15 Uhr die Tanzperformance „Inspektor Heyler“ von Ini Dill und Sabine Bremer, die mit Mitteln von Tanz- und Objekttheater arbeitet. Es geht’s ums Erben und verbrecherische Hintergründe, die ein Nachlass mitunter haben kann. Woher stammen die Dinge, das Geld, das Vermögen, das nachgelassen wird? (Haus der Statistik: „Inspektor Heyler“, 21. Juni 21:15 Uhr).

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