Razzia bei Baufirma

Bei einer Durchsuchung trifft die Polizei auf Vietnamesen ohne Papiere

Von Marina Mai

Das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft haben am Montag Geschäftsräume einer vietnamesischen Baufirma in Hohenschönhausen sowie fünf Wohnungen in Lichtenberg, Hohenschönhausen und Friedrichshain durchsucht. Laut Polizeisprecher Martin Dams ging es um den Verdacht auf Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft.

In den Wohnungen sollen der Polizei zufolge die Geschädigten, also die vietnamesischen Arbeitskräfte, untergebracht worden sein, die mutmaßlich schwarz bei der Baufirma arbeiteten. Der Polizeiaktion, die um 6 Uhr begann und bis Mittag anhielt, waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen. Die Auswertung von Beweismaterial hält an. Die Geschäftsräume, darunter Büro, Lager und Werkstätten zur Bauvorproduktion, befinden sich nach Recherchen der taz in einem Asia­markt in Hohenschönhausen. Insider berichteten, dass neu aus Zentralvietnam angekommene Menschen dort Anstellung fanden und die Kosten für ihre Flucht nach Deutschland abarbeiteten. Teilweise sollen sie in der Werkstatt gewohnt haben. Die Polizei traf dort 13 viet­namesische Arbeitskräfte an, von denen zehn weder ein Aufenthaltsrecht für Deutschland haben noch als Asylsuchende registriert sind. Im Zentrum der Ermittlungen stehen der 37-jährige Geschäftsführer der Baufirma sowie sein Mitarbeiter und die Vermieterin.

Es ist nicht die erste Polizeimaßnahme in diesem Jahr um illegale Einreise, Schwarzarbeit und möglichen Menschenhandel von VietnamesInnen in Berlin. Vor vier Wochen nahm die Bundespolizei in Berlin eine mutmaßliche vietnamesische Menschenhändlerin fest, durchsuchte Restaurants und Nagelstudios. Im Mai durchsuchte der Zoll in einer europaweit abgestimmten Aktion von VietnamesInnen betriebene Nagelstudios auf Hinweise auf Menschenhandel, in Berlin hauptsächlich im Dong-Xuan-Center. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Ob es sich bei der illegalen Migration aus Vietnam nach Europa um Menschenhandel handelt, für den die Opfer staatlichen Schutz in Anspruch nehmen könnten, ist umstritten. Die Menschen aus dem vom Klimawandel hart betroffenen Zentralvietnam kommen freiwillig, zahlen viel Geld für den Transfer und hoffen auf einen Ausweg aus ihrer wirtschaftlichen Not. Viele arbeiten für wenig Geld in Nagelstudios oder landen in der Zwangsprostitution.