Koordinierungsrat rügt Bundesamt

ATOMMÜLLLAGER Gremium fordert, dass Kriterien für eine Schließung des Stollens Asse II überarbeitet werden

Vom BfS verlangt man die „umfassende Überarbeitung des Kriterienberichts“

Die Rede ist von „mangelndem Vertrauen“ und „falschen Gewichtungen“ – gemünzt auf einen Bericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), der die Schließungskriterien für das marode Atommülllager Asse II verhandelt. Vorgetragen wurde der verbale Rundumschlag gestern in Hannover von Mitgliedern des Koordinierungskreises und der Begleitgruppe. Beide Bürger-Gremien flankieren die Schließung der Asse.

Zuletzt war der BfS-Bericht am vergangenen Donnerstag in Braunschweig diskutiert worden, und das im Beisein von BfS-Chef Wolfram König. Dieser konnte offenbar nicht alle Betroffenen davon überzeugen, dass die drei Schließungsoptionen – Vollverfüllung des Bergwerks mit Beton, Umlagerung der Fässer oder deren Rückholung – noch offen sind. Frank Hoffmann, Vertreter der Umweltorganisation Robin Wood, vertrat die Ansicht, es gehe nur noch um „die Vollverfüllung der Asse“ – und das sei eine politische Vorgabe aus Berlin.

Mochten seine Mitstreiter diesem harschen Urteil auch nicht folgen: Einig war man sich gestern darin, dass das Papier zwei wesentliche Schließungskriterien unberücksichtigt lasse. Erstens die „Revidierbarkeit“ einer Entscheidung, sollten etwa neue technische Standards andere Optionen ermöglichen. Zweitens die „Beobachtbarkeit“: Damit ist gemeint, dass der gegenwärtig in der Asse gelagerte Atommüll konsequent überwacht werden soll – ganz egal, wo er schlussendlich landet. So forderte der Koordinierungskreis vom BfS die „umfassende Überarbeitung des Kriterienberichts“.

Das Bundesamt dagegen hatte am Donnerstag argumentiert, dass mit einer möglichen Entscheidung für die „Umlagerung“ oder die „Vollverfüllung“ Fakten geschaffen würden, die gerade nicht mehr revidierbar seien.

Morgen kommen in Göttingen die Fachleute der Arbeitsgruppe Optionenvergleich zusammen, die das Papier nun wissenschaftlich zu bewerten haben. Vorab war zu vernehmen, dass auch sie Änderungen verlangen werden, aber keinen unüberbrückbaren Dissens sehen. MICHAEL QUASTHOFF