Vorbereitungen zur Weltklimakonferenz: Viel Arbeit für Glasgow

Die Vorverhandlungen zur Klimakonferenz verzeichnen nur kleine Erfolge. Bei gemeinsamen Handelsregeln ist keine Einigung in Sicht.

Ein toter Fisch liegt auf dem Boden eines ausgetrockneten Gebiets des Penuelas Sees in Chile

Die UN rechnet mit einem baldigen neuen Temperaturrekord Foto: Pablo Ovalle Isasmendi/dpa

BERLIN taz | Wenn ein Bäcker ein Brötchen verkauft, wer darf es dann essen – die Kundin, der Bäcker oder beide nacheinander? Letzteres ist natürlich eine physikalische Unmöglichkeit. Es ist deshalb fast objektiv dreist, dass Brasilien genau das einführen will – wenn auch nicht für Backwaren, sondern beim Klimaschutz. Am vergangenen Donnerstag sind die dreiwöchigen virtuellen Vorverhandlungen für die UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Glasgow zu Ende gegangen.

Brasilien will beim internationalen Handel mit Klimaschutz Doppelzählungen durchsetzen. Sprich: Finanziert ein Land in einem anderen Land Klimaschutz, zum Beispiel ein Erneuerbare-Energien-Projekt, könnten sich dann beide Länder die Treibhausgasreduktion anrechnen. Das schon aufgegessene Brötchen würde scheinbar noch mal gegessen. Auf dem Papier würde doppelt so viel Klimaschutz stattfinden wie in der Realität. Viele andere Staaten, etwa in der Europäische Union, lehnen das kategorisch ab.

Brasilien und weitere Länder wollen zudem kaum wirksame Altzertifikate aus dem früheren Klimaschutz-Handelssystem weiter nutzen. Streit gibt es auch in der Frage, ob ein Teil der Einnahmen aus solchen Geschäften in die internationale Klimafinanzierung von In­dus­trie­staa­ten für arme Länder eingehen muss, und zwar spezifisch in Projekte zur Anpassung an den Klimawandel. Eine Einigung auf gemeinsame Klimahandelsregeln ist nicht in Sicht.

Ebenso wenig bei der Frage, ob die Staaten sich in ihren Klimazielen künftig alle auf denselben Zeitrahmen beziehen sollen. Als die Staaten zur Vorbereitung des Paris-Abkommens zum ersten Mal Klimaziele bei den Vereinten Nationen melden sollten, gab es einigen Wildwuchs: Manche waren auf 2030 ausgerichtet, andere auf 2025. Später einigten sich die Staaten dann doch: Nach 2031 wolle man einheitlich vorgehen, um die Vergleichbarkeit zu verbessern. Fünf-Jahres-Rhythmus, Zehn-Jahres-Rhythmus oder – der Hybrid – ein offizielles Klimaziel für fünf Jahre mit einem unverbindlichen Ausblick auf die fünf darauf? Was im Prinzip eine Formfrage ist, können die Di­plo­ma­t:in­nen und Regierenden seitdem aber nicht klären – auch diesmal nicht.

Ungeklärte Knackpunkte

Wie so oft wirkt der ermutigende Tonfall der UN-Klimachefin Patricia Espinosa leicht fehlplatziert. „Obwohl noch eine ganze Menge Arbeit übrig ist, gab es bei vielen Fragen Fortschritte“, rang sie sich am Donnerstag zu sagen durch.

Dabei wurden eben nur Feinheiten geklärt. Die ungeklärten Knackpunkte der Verhandlungen wälzen die Di­plo­ma­t:in­nen schon jahrelang. Auf der Weltklimakonferenz im November sollen diese Fragen eigentlich final beschlossen werden. Ob das was wird? Der kongolesische Diplomat Tosi Mpanu Mpa­nu, der das wissenschaftliche Nebenorgan der Klimakonferenzen leitet, formulierte es so: „Es scheint mir, als müsste sich das Mindset beim Engagement hier etwas ändern, wenn wir auf der COP 26 auch Fortschritt bei den schwierigen Themen erreichen wollen.“

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