Von Islamkritik und Rassismus

Fachtag in Bremen beleuchtet antiislamischen Rassismus

Stimmt es eigentlich, dass alle Deutschen einmal

im Leben nach Mallorca pilgern müssen?

Wie unterscheidet sich Islamkritik von antiislamischem Rassismus? Diese Frage will ein Fachtag, durchgeführt von der Bremer Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport am kommenden Mittwoch beantworten. Das sagte am Freitag Amir Saedi vom Demokratiezentrum Bremen, Koordinierungsstelle „Islamistischer Extremismus und Mus­li­m*a­feind­lich­keit“ bei der Sozialsenatorin. Dabei soll es auch um eine historische Betrachtung deutscher Islamdebatten gehen, die Funktionsweisen von Rassismus gegen Mus­li­m*in­nen und im besonderen um „eine Perspektive muslimischer Frauenbilder“.

Der Fachtag verspricht spannend zu werden, zumal einer der Gründer des Youtube-Kanals „Datteltäter“, Younes Al-Amayra, von seiner Arbeit berichten wird. Der Islam- und Politikwissenschaftler seziert dort im Auftrag des Jugendkanals „funk“ von ARD und ZDF mit seinem Team deutsche Ressentiments gegenüber dem Islam sowie die Diskriminierung von Mus­li­m*in­nen und allen, die so aussehen, als könnten sie welche sein.

Wer nicht lacht, wenn seine Figur den Deutschen „Sven“ zur Verzweiflung treibt, weil der scheinbar nicht in der Lage ist, seinen Vornamen so auszusprechen, dass ihn sein Gegenüber korrekt widergeben kann, versteht nicht nur den Witz nicht – sondern auch nicht, mit welchem Scheiß manche Menschen in diesem Land täglich konfrontiert sind. „Ey, steht das so in der Bibel?“, muss sich Sven an anderer Stelle fragen lassen, und ob es stimme, dass alle Deutschen einmal im Leben nach Mallorca pilgern müssen, um dort ein Handtuch über einen Liegestuhl zu hängen.

Ähnlich wie mit der Kunstfigur „Jilet Ayşe“ der Kabarettistin Idil Bayar gelingt es den Datteltätern dabei, durch karikierende Überspitzung ein Interesse an der jeweils vermeintlich fremden Kultur zu wecken.

Ob es „Islamkritik“ wirklich gibt, bleibt fraglich. Meistens, das sagt auch Amir Saedi vom Demokratiezentrum Bremen, würden sich dann doch rassistische Denkmuster hinter Aussagen verbergen, die etwa kritisieren, dass manche muslimische Frauen ein Kopftuch tragen oder in Moscheen nur Türkisch oder Arabisch gesprochen wird.

Denn ebenso, wie es kein Pendant zur angeblich vorurteilsfreien „Israelkritik“ gibt – etwa eine Dänemarkkritik –, wird in Deutschland auch nicht über zulässige Buddhismuskritik gestritten.

Eiken Bruhn