Mit dem Schlecker-Aus ist nicht alles zu Ende

PLEITENFOLGEN Die Drogerie-Konkurrenz leidet unter der Rabattschlacht der letzten Wochen, von der die Verbraucher profitierten. Ehemalige Schlecker-Beschäftigte wollen Genossenschaften gründen

STUTTGART/DÜSSELDORF dpa | Für die Mehrzahl der Verbraucher war das Aus für den Drogerie-Discounter Schlecker erst mal praktisch. Bei der Konkurrenz des einstigen Marktführers hat die Rabattschlacht während des Ausverkaufs jedoch reingehauen: Im April und Mai sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr nach einer Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zwischen 4,8 und 6,6 Prozent. Für die inzwischen arbeitslosen Schlecker-Beschäftigten gibt es jedoch eine kleine Hoffnung. Der Mitteldeutsche Genossenschaftsverband und die Gewerkschaft Ver.di forderten die Politik auf, die Gründung neuer Genossenschaften zu fördern, die frühere Schlecker-Filialen übernehmen sollen.

Nach der GfK-Untersuchung haben sich Millionen von Haushalten dank der Rabatte in vielen Warengruppen ausreichend mit Drogerieartikeln versorgt. Die Branche werde „folglich an Schlecker noch eine Weile zu leiden haben“, so die Forscher. Hamsternde Kunden würden auch in den nächsten Wochen die Umsätze drücken.

Bedarf auf Wochen gedeckt

Aus Verbrauchersicht positiv wirkt sich dieser Trend weit über die Drogeriebranche hinaus aus. Zahlreiche Discounter hatten bereits Preise vor allem für Drogerieartikel wie Sonnenmilch, Waschmittel oder Kosmetika gesenkt. Dazu zählten Aldi Süd, Norma, die Edeka-Tochter Netto Marken-Discount, Lidl.

Selbst beim Lebensmittelhandel, wo viele ehemalige Schlecker-Kunden nun ihren Bedarf teilweise deckten, sehen die GfK-Experten eine Flaute. Im Drogeriesortiment seien bei SB-Häusern und Discountern Käuferreichweite, Kauffrequenz und Bonsumme im Mai „durchweg rückläufig“ gewesen.

In Sachsen und Thüringen werde darüber nachgedacht, Genossenschaften zu gründen, um bisherige Schlecker-Filialen doch noch erhalten zu können, sagte der Vorstandschef des Mitteldeutschen Genossenschaftsverbands, Gerald Thalheim. „Die Voraussetzungen sind günstig: Wir haben kompetente Verkäuferinnen und zumindest im ländlichem Raum Läden, die sonst leer stehen.“ Die Initiative ging von gekündigten Schlecker-Mitarbeiterinnen aus. Insgesamt hatten rund 25.000 Menschen ihren Job beim früheren Drogerieriesen verloren.

Hoffnung auch in Ba-Wü

Auch im Schlecker-Stammland Baden-Württemberg hat die Gewerkschaft Ver.di nach wie vor Hoffnung, einzelne Schlecker-Filialen mit einer Genossenschaftslösung zu retten. „Ich erwarte von der Landesregierung, dass sie hier hilft, dass sie gegebenenfalls bürgt, damit auch Lieferanten gefunden werden“, sagte Landesbezirksleiterin Leni Breymaier der Stuttgarter Zeitung. An Ex-Schlecker-Beschäftigten ist neben der Drogeriekette Rossmann auch der SB-Warenhausbetreiber Real interessiert.