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Foto: Daniel Karmann/dpa

Zum Tod von Danny Karavan

Der Bildhauer Danny Karavan ist im Alter von 90 Jahren in Tel Aviv gestorben, wie der Bürgermeister Ron Chuldai am Samstag auf Twitter bekannt gab. Weltweit berühmt gemacht haben ihn die „Passagen“, sein Gedenkort für den Philosophen ­Walter Benjamin. Die Treppe zum Ausblick über das Meer im spanischen Küstenort Portbou, wo Benjamin 1940 auf der Flucht vor den Nazis Suizid beging, zeichnet eine sehr bedachte Reaktion auf die Umgebnung aus – so wie sie sämtliche seiner oft begebaren Monumente auszeichnet. Er selbst nannte sich einen Schneider, der quasi Maßanzüge anfertigte. Daher war es ein großer Glücksfall, dass es Danny Karavan war, der im Berliner ­Tiergarten das Mahnmal an die Verfolgung, Entrechtung und Ermordung von Sinti und Roma schuf, als es nach langen Jahren des Kampfes für seine Realisierung 2012 eingeweiht werden konnte. Bald schon schien es durch Planungen der Deutschen Bahn bedroht, die eine unterirdische S-Bahn-Strecke durch den Tiergarten führen wollte. Wer immer es wage, das künstlerische Ensemble zu berühren, müsss mit ihm rechnen, er werde es mit seinem Körper schützen, sagte dazu Karavan noch vor einem Jahr: „gerade im aktuellen Kontext rassistischer Übergriffe würde jede Beschädigung des Denkmals Sinit und Roma verletzten“. Sein Veto hat gewirkt. Die Pläne wurden zurückgezogen.

Danny Karavan wurde 1930 als Sohn polnischer Einwanderer in Tel Aviv geboren. Während des Holocaust verlor die Familie viele ihrer Mitglieder in Osteuropa. Schon deshalb war die Erinnerung an die Judenvernichtung durch das nationalsozialistische Deutsche Reich ein wichtiges Thema seiner Arbeit. Seine Ausbildung begann er in Jerusalem an der Bezalet-Akademie, später studierte er in Florenz und Paris.

Neben dem Denkmal für Sinti und Roma schuf Karavan in Deutschland den Heinrich-Böll-Platz in Köln und die Straße der Menschenrechte in Nürnberg. 1996 erhielt er den Goslarer Kaiserring in Würdigung seiner Kunstschaffens.