„Miteinan­der liegt mir am Herzen“

Heide Liebold, 50, evangelische Pfarrerin in Wernigerode im Harz

In meinem Beruf begegnen mir jeden Tag ganz verschiedene Menschen. Kleine Kinder, Jugendliche und manchmal auch Erwachsene werden getauft, Jugendliche lassen sich konfirmieren. Es ist gerade in dieser Zeit wichtig, sich des geistlichen Zuspruchs zu versichern. Brautpaare wünschen den Segen für ihren gemeinsamen Lebensweg, Kranke wünschen Besuche, Angehörige Trost beim Abschied von Verstorbenen. In den letzten Monaten war mein Arbeitsalltag ganz besonders stark geprägt von seelsorgerlichen Gesprächen. Den Menschen schlägt die Zeit der Pandemie aufs Gemüt. Ich erhoffe mir für die Landtagswahlen, dass sich sehr viele Menschen beteiligen. Ich bin in der DDR aufgewachsen, freie und demokratische Wahlen sind für mich eine hohe Errungenschaft. Ich würde mir wünschen, dass diejenigen, die in den Landtag gewählt werden, mit einer hohen Wahlbeteiligung gewählt werden. Ich befürchte aber, dass viele nicht wissen, wen oder welche Partei sie wählen sollen, und deshalb gar nicht erst zur Wahl gehen. Aber jede und jeder ist gefragt, sich zu beteiligen. Sachsen-Anhalt, gerade unser Landkreis Harz, ist ein wunderschönes Fleckchen Erde. Wir alle hier lieben unsere Natur, die Wälder, die herrlichen Wanderwege, den Brocken. Ich wünsche mir gemeinschaftliche Anstrengungen zur Bewahrung der Schöpfung. Außerdem liegt mir das Miteinander am Herzen. Mir begegnen Tag für Tag Menschen, die sehr unterschiedliche Meinungen zu den Fragen des Lebens und auch zu politischen Fragen haben. Mir wäre es wichtig, dass wir in Sachsen-Anhalt eine niveauvolle Gesprächskultur pflegen. In sachlichen Fragen darf es durchaus unterschiedliche Standpunkte geben, Austausch und Diskurs sollten aber auf allen Ebenen konstruktiv und wertschätzend gepflegt werden. Menschlich, vernünftig und mit Augenmaß abwägen und entscheiden – diese Kunst und Weisheit wünsche ich den Männern und Frauen, die in unseren Landtag gewählt werden.

Protokoll: Sarah Ulrich