Mit Diversität zum Literaturpreis

Marion Poschmann verbinde traditionelle Naturlyrik mit Klimawandel und Artensterben, sagt die Jury

Die Berliner Schriftstellerin Marion Poschmann hat den 67. Bremer Literaturpreis entgegengenommen. Erstmals musste der Festakt des mit 25.000 Euro dotierten Preises ins Internet verlegt werden. Poschmann erhielt die renommierte Auszeichnung für ihren im Suhrkamp-Verlag erschienenen Gedichtband „Nimbus“. Die Preisträgerin und die Trägerin des Förderpreises, Jana Volkmann, waren zu der Ehrung live aus Berlin und Wien zugeschaltet.

Der Gedichtband überführe „die Tradition der Naturlyrik in das Zeitalter von Klimawandel und Artensterben. Ihre Gedichte fügen Kindheitserinnerungen, präzise Gegenwartsbeobachtung und historische Wissensspeicher zu Naturbildern zusammen, die durch ihren Reichtum an Details bestechen“, so die Jurybegründung.

Poschmann warb angesichts des globalen Verlustes an Diversität für die Dichtung: Ein Gedicht könne anders als jede Statistik oder ein wissenschaftlicher Text ein Gefühl dafür entwickeln, was mit der viel gepriesenen Naturschönheit verloren gehen könnte: „Ein Gedicht kann Welten entwerfen, ohne Ressourcen zu verbrauchen“, betonte die Dichterin.

Poschmann wurde 1969 in Essen geboren und lebt heute in Berlin. Germanistik und Slawistik studierte sie in Bonn und Berlin. An der Berliner Hochschule der Künste studierte die heute 51-jährige Autorin Szenisches Schreiben. 2018 wurde sie ausgezeichnet mit dem Klopstock-Preis für ihren Roman „Die Kieferninseln“ (2017), der auch auf den Shortlists sowohl für den Deutschen Buchpreis 2017 als auch in der englischen Fassung (The Pine Islands) für den Man Booker Prize 2019 stand.

Der Förderpreis zum Bremer Literaturpreis ging an die Schriftstellerin Jana Volkmann für ihren im Verbrecher-Verlag erschienenen Roman „Auwald“. Er ist mit 6.000 Euro dotiert. Volkmann lebt als freie Autorin und Journalistin in Wien.

Normalerweise wird der Preis vor Publikum in der historischen Kulisse des Bremer Rathauses überreicht. Bürgermeister und Kultursenator Andreas Bovenschulte (SPD) würdigte die Auszeichnung in einem Grußwort als einen „altehrwürdigen und unverzichtbaren Baustein der Kultur der Stadt Bremen“.

Die Auszeichnung vergibt die Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung, die vom Bremer Senat gegründet wurde. Sie zählt zu den ältesten und bedeutendsten deutschsprachigen Literatur-Auszeichnungen und wurde erstmals 1954 verliehen.(epd)