corona in hamburg
: „Da hatten sich Möwen eingenistet“

Foto: Stephan Bestmann

Hubert Neubacher

49, ist Geschäftsführer bei „Barkassen Meyer“, das Unternehmen fährt mit zehn Schiffen in Hamburg.

Interview Kaja Weber

taz: Wie hat die Pandemie den Barkassen-Betrieb verändert, Herr Neubacher?

Hubert Neubacher: Schon im Februar 2020 haben wir gemerkt: Die Buchungen lassen nach. Und ab dem ersten Lockdown Mitte März war alles tot. Im Sommer 2020 konnten wir fahren, aber die Saison nur mit der halben Flotte bestreiten – und selbst die war nicht ausgelastet. Seit November 2020 sind wir geschlossen. Von rund um die Uhr runter auf null, das ist eine totale Veränderung.

Müssen die Schiffe ab und zu bewegt werden, um fahrtüchtig zu bleiben?

Solche Werkstattfahrten gibt es alle zwei, drei Wochen mal. Wir haben die Schiffe auch immer mal wieder sauber gemacht. Am Hafen gibt es ein irres Treiben an Möwen und Tauben, da hatten sich tatsächlich auch Tiere unter den Abdeckplanen eingenistet. Wir wurden also fast angegriffen, als wir die eigenen Schiffe wieder betreten haben. (lacht)

Was machen Ihre Angestellten aktuell, wenn Sie nicht regelmäßig fahren können?

Wir waren vor Corona knapp 45 Mitarbeiter, der harte Kern ist geblieben, aber wir haben uns um knapp die Hälfte verkleinert – vor allem bei Kellnern und Saisonkräften. Andere Angestellte haben sich Nebenjobs gesucht: Einer auf dem Bau, einer fährt alte Menschen in Pflegeeinrichtungen. Aber klar kann das nie ersetzen, was wir sonst im Hafen erleben. Unseren Jungs und Mädels fehlt das bunte Treiben.

Auch Events wie der Hafengeburtstag mussten ausfallen. Wie hoch waren Ihre Umsatzeinbußen 2020?

Wir haben alle verstanden, warum die Events nicht stattfinden konnten. Aber ein halber, schlechter Sommer – unsere Hauptsaison – bringt uns nicht über den Winter. Wir haben 2020 über 75 Prozent Umsatzminus gehabt. Wir sind dankbar für die Überbrückungshilfen vom Staat und die Möglichkeit der Kurzarbeit, aber davon lässt es sich trotzdem nur schlecht leben.

Mitte Juni können Sie wohl wieder fahren. Ist dann das Schlimmste überstanden?

Die Barkassen sind Teil eines großen Ganzen, touristisch gehört in Hamburg alles zusammen: Reisegruppen, Musicals, Reeperbahn, Fischmarkt. Ohne die wird es für uns noch ein sehr anstrengendes Jahr. Wir freuen uns über jeden Individualtouristen, aber der alleine macht den Kohl leider nicht fett. Wir müssen gut auf kleiner Flamme den April 2022 erreichen, dann hoffen wir auf eine vernünftige Saison. Aber das ist noch ein langer Weg.