Infos gegen Impfskepsis

In niedersächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete will sich nur ein Fünftel der Impfberechtigten gegen Corona impfen lassen, auch wegen mangelnden Vertrauens in die Vakzine. Ändern soll das eine Werbekampagne

In den Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in Niedersachsen wollen sich nach Angaben der Landesregierung bislang nur 20 Prozent der Impfberechtigten auch tatsächlich gegen Corona impfen lassen. Das sei der Tenor auch aus den übrigen Bundesländern, sagte die Sprecherin der Landesaufnahmebehörde, Hannah Hintze, am Dienstag. Die Bewohnerinnen und Bewohner würden ihre Weigerung, sich impfen zu lassen, häufig damit begründen, dass sie in ihrem Umfeld keine schweren Fälle erlebten. Das mangelnde Vertrauen in die Impfstoffe sei ein weiteres Argument. „Deshalb werden wir jetzt massiv mit einer Werbekampagne in die Häuser gehen.“

Sozialarbeiter, Dolmetscher und Beteiligungsgremien der Bewohner sollen die Menschen gezielt ansprechen und Info-Material in verschiedenen Sprachen verteilen, sagte Hintze. Die Menschen in den Einrichtungen gehörten laut Verordnung zur zweiten Impf-Priorisierungsgruppe.

Zudem habe am Dienstag das Ankunftszentrum in Bad Fallingbostel-Oerbke damit begonnen, die Corona-Impfung den Neuankommenden bereits bei der Erstuntersuchung anzubieten, sagte Hintze. „Wir hoffen auf die guten Erfahrungen mit der Dreifachimpfung gegen Masern, Röteln und Mumps, die in der Vergangenheit zu 95 Prozent im Rahmen der Erstuntersuchung angenommen wurde.“ In Bad Fallingbostel werde erstmals der Impfstoff von Johnson und Johnson verwendet, von dem nur eine Dosis notwendig ist. Bislang sei der Impfstoff von Biontech verimpft worden, der ab 16 Jahren zugelassen ist.

Derzeit leben den Angaben zufolge an allen sechs Standorten 2.368 Personen (Stand 10. Mai). Dazu zählten überwiegend Geflüchtete. In Friedland seien auch Spätaussiedler, jüdische Zuwanderer und Personen aus humanitären Aufnahmeprogrammen untergebracht. 522 der Bewohner sind den Angaben zufolge Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren, für die es noch keinen Impfstoff gibt. Das Personal sei mit Ausnahme der Mitarbeitenden in der Verwaltung zum Großteil bereits geimpft.

Impfangebote hätten bislang die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtungen in Braunschweig, Bad Fallingbostel, Friedland und Osnabrück erhalten, sagte die Sprecherin. Bramsche starte in der kommenden Woche, für Oldenburg sei noch kein Termin vereinbart. (epd)