Sinkende Inzidenzzahlen in Berlin: Knapp unter der Schwelle

Daumen drücken, damit die Zahlen weiter sinken: Seit Freitag liegt der Inzidenzwert unter 100 – aber nur ganz knapp. Öffnungen wären so in Sicht.

eingepackte Stühle stehen auf dem Gendarmenmarkt

Wird hier bald wieder gespeist? Tische und Stühle am Gendarmenmarkt Foto: dpa

BERLIN taz | Seit Anfang Mai sinkt der Wert der 7-Tage-Inzidenz in Berlin kontinuierlich: Um 23 Prozent ist er laut der Statistik der Berliner Gesundheitsverwaltung allein in der vergangenen Woche zurückgegangen. Am Sonntag ist er nun zum ersten Mal wieder gestiegen. An sich wäre die Zunahme um 2,6 Prozentpunkte auf 99,6 nicht dramatisch, wenn sie nicht so nahe an dem wichtigen Schwellenwert 100 liegen würde. Das zeigt: Der Kampf gegen Corona ist leider (noch) kein Selbstläufer geworden.

Die Zahl gibt an, wie viele Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen erfasst wurden. Am Freitag war der Wert für ganz Berlin erstmals seit Monaten unter 100 gefallen. Bleibt er das fünf Tage in Folge, gilt zwei Tage darauf die sogenannte Notbremse des Bundes nicht mehr. Ab kommenden Freitag könnte also die vom Bundestag beschlossene pauschale Ausgangssperre gelockert werden, auch die Kontaktbeschränkungen würden dezenter ausfallen.

Denn dann gelten wieder die vom Land Berlin beschlossenen Regelungen, festgehalten in der zuletzt am 27. April geänderten Sars-CoV-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung. Bei privaten Treffen im Freien sind dabei maximal fünf Personen aus zwei Haushalten plus Kinder bis 14 Jahren erlaubt. Die Bundesnotbremse schreibt vor, dass sich draußen wie drinnen ein Haushalt nur mit einer Person treffen darf, plus Kinder unter 14 Jahren.

Die Bewegungsfreiheit wäre nachts allerdings auch weiterhin eingeschränkt: In der Zeit von 22 Uhr bis 5 Uhr des Folgetages ist das Verlassen der Wohnung nur allein oder zu zweit gestattet, wobei auch hier die jeweils eigenen Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres nicht mitgezählt werden.

Ramona Pop, Wirtschaftssenatorin

„Wir wollen dem von der Coronakrise besonders betroffenen Gastgewerbe eine Perspektive für die warme Jahreszeit geben.“

Die Schulen könnten wieder richtig unterrichten

Echte Hoffnung machen können sich die Schüler*innen: Denn die Bundesnotbremse schreibt den Wechselunterricht ab einem Wert von 100 vor. Sinkt die Zahl weiter, könnten wieder ganze Klassen unterrichtet werden – sofern der Senat dies erlaubt.

Der Regierende Bürgermeister deutete eine solche Entwicklung am Samstag an: „Wir werden also insgesamt für den Bildungsbereich mit Sicherheit in den nächsten Wochen, wenn sich die Zahlen gut weiterentwickeln, immer mehr Präsenz anbieten können, aber das wird natürlich noch nicht der Normalbetrieb sein“, sagte Michael Müller (SPD) dem RBB.

Hoffnung können sich auch Kneipen und Restaurants machen. Die Senatswirtschaftsverwaltung schlägt vor, die Außengastronomie bei entsprechend konstant niedrigen Inzidenzwerten vorsichtig zu öffnen. Gäste sollen zum Beispiel Termine buchen und einen negativen Coronatest oder einen Impfnachweis vorlegen, erklärte ein Sprecher der Senatsverwaltung am Samstag. Wer von einer Corona-Infektion genesen ist, brauche keinen Test. Zudem soll eine Sperrstunde von 23 Uhr bis 6 Uhr gelten.

„Mit der Öffnung der Außengastronomie mit klarem Test- und Hygienekonzept gehen wir einen ersten Schritt, denn an der frischen Luft ist die Ansteckungsgefahr deutlich geringer“, teilte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) mit. „Wir wollen den Menschen und dem von der Coronakrise besonders betroffenen Gastgewerbe eine Perspektive für die warme Jahreszeit geben.“

Michael Müller mahnte jedoch, vorsichtig zu bleiben. „Es macht ja keinen Sinn, alles Mögliche auf einmal zuzulassen und Großveranstaltungen zu ermöglichen und dann nach wenigen Tagen wieder über 100 zu rutschen.“ Am Dienstag dürfte der Senat über neue Regelungen beraten – wenn denn die 100 in Berlin nicht wieder gerissen wird.

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