Entspannung bei Corona in Hamburg: Alle Kinder dürfen zur Schule

Der Hamburger Senat beschließt Unterricht für alle Jahrgänge nach den Maiferien – und ein Ende der nächtlichen Ausgangssperre.

Zwei Schüler sitzen mit Leherin in einem Klassenraum

Mitte Mai dürfen alle Schüler wieder hin, wenn auch erstmal nur im Wechsel in kleinen Gruppen Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

HAMBURG taz | Hamburgs Schüler der 5. bis 9. Klassen dürfen endlich wieder zur Schule. Denn nachdem der Corona-Inzidenzwert in Hamburg an mehreren Tagen unter 100 lag, kündigte der rot-grüne Senat Lockerungen an. So entfällt voraussichtlich ab dem 12. Mai die nächtliche Ausgangssperre. Und nach Ende der Maiferien am 17. Mai dürfen endlich wieder alle Jahrgänge in die Schule. Zudem haben die Kitas wieder für alle Kinder offen, ebenso öffnen Museen und Gedenkstätten.

Die Entscheidung für die Schulen war mit Ungeduld erwartet worden. Denn die mittleren Jahrgänge sind seit fünf Monaten zu Hause, nur für die Klassen 5 und 6 hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) für den 17. Mai die Rückkehr in Aussicht gestellt. Nun gilt für alle Jahrgänge, dass sie für den „Wechselunterricht“ in die Schule können. Der ist so organisiert, dass die Hälfte aller Stunden in der Schule, die andere zu Hause stattfindet. Gleichzeitig bleibt die „Präsenzpflicht“ aufgehoben, das heißt, Eltern können ihr Kind zu Hause behalten.

Weitere Öffnungen, etwa für den Einzelhandel, soll es nach zehn bis 14 Tagen bei weiter positiver Entwicklung geben. Die Außengastronomie und die Hochschulen könnten Anfang Juni nach weiteren 14 Tagen auf Öffnung hoffen.

Dass nun auch die mittleren Jahrgänge zur Schule dürfen, nennt Vater Christian Martens „super“. Er hatte kürzlich eine Online-Petition „back to school“ gestartet, die bislang 4.705 Personen unterschrieben, meistens verzweifelte Eltern von 13-, 14-Jährigen, die an fehlenden Kontakten leiden. Die Entscheidung sei überfällig, sagt auch Mutter Annika Jacobsen. Sie hatte mit Freunden die Aktion „#vergesseneschulkinder“ ins Leben gerufen und wollte immer dienstags demonstrieren.

Elternkammer fordert zusätzliches Schuljahr

Unmittelbar vor der Senatssitzung hatte auch die Hamburger Elternkammer „Schulen öffnen für alle Kinder!“ gefordert. „Es geht uns darum, dass die Kinder sich einfach mal wieder sehen“, sagt die Vorsitzende Alexandra Fragopoulos. Weil die Kinder nach insgesamt 13 Monaten Pandemie auf so vieles verzichten mussten, fordert die Elternkammer zudem, ihnen ein Jahr mehr Zeit für die Schule zu geben. Motto: „Gebt den Kindern das Schuljahr zurück!“

Um über die Details zu sprechen, brauche man einen runden Tisch, sagte Fragpoulos. Den Kindern fehlte sehr viel, zum Beispiel habe ein Jahrgang in der Grundschule kein Schwimmen gelernt. Die Schule müsse als „sozialer Begegnungs- und Lernort“ wiedergefunden werden. „Dafür braucht es Zeit“, so die Vorsitzende. Nachhilfe und Lernferien könnten das nicht auffangen.

Die Schulbehörde wollte den Vorschlag am Freitag vor der Senatssitzung nicht kommentieren.

Die Linksfraktion begrüßte die Beschlüsse. „Aus der Sicht der jungen Menschen, die seit Monaten im Homeschooling sitzen, ist das ganz gewiss eine frohe Botschaft“, sagte deren Schulpolitikerin Sabine Boeddingshaus. Sie befürwortete zudem den Vorschlag der Elternkammer auf Verlängerung des Schuljahres. Hilfreich wäre die Einberufung eines „Kindergipfels“. Zudem begrüßte die Linke die Aufhebung der Ausgangssperre. Diese sei ein „Irrweg“ gewesen, sagte der Abgeordenete Deniz Celik, da Menschen in beengten Wohnverhältnissen oder bei der Arbeit ein höheres Infektionsrisiko hätten als im Freien.

Enttäuscht reagierte Hjalmar Stemmann, der Präsident der Handwerkskammer, der zuvor gefordert hatte, Öffnungsschritte in der Wirtschaft zu ermöglichen, sofern dies mit dem Infektionsschutz vereinbar sei. Denn Lockerungen in Hotellerie oder Messebranche schlügen auch positiv zu den Handwerksbetrieben durch. Der nun von Rot-Grün beschlossene Stufenplan sei den Unternehmern der Stadt kaum zu vermitteln, sagte Stemmann und warnte: „Wer resigniert, der investiert nicht mehr.“

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