Gendergerechte Sprache: Keine Angst vorm Gendern

Noch tun sich zwei Drittel der Deutschen schwer mit dem Gendern. Früher oder später werden sie sich aber doch damit arrangieren müssen.

Demonstrant*innen mit Protestplakat: TRANS*GENERATION in Kiew

Kundgebung von Transmenschen in Kiew, Ukraine am 22. Mai. Mit dem Sternchen gegen die Ausgrenzung Foto: Efrem Lukatsky/ap

Liebe Leser:innen, das hier ist ein durchgegenderter Text. Damit müssen Sie leben, auch wenn Sie zu den 65 Prozent der Menschen in Deutschland gehören, die laut Meinungsforschungsinstitut infratest dimap eine gendergerechte Sprache ablehnen. Sie können natürlich sofort aussteigen aus diesem Text, aber vielleicht lassen Sie sich doch inspirieren. Denn eine Sprache, die Frauen, Männer und Transgender-Personen treffender adressiert als bislang verbreitet, könnte früher oder später normal sein.

Nicht in diesem, auch nicht im nächsten Jahr, sicher aber irgendwann doch. Sprache passt sich gesellschaftlichen Entwicklungen ebenso an, wie sie sie abbildet.

Reine Gewöhnungssache

Den Veränderungen ist nicht zu entkommen: Frauen spielen in Politik, Wirtschaft, Kultur eine größere Rolle als noch vor 50 Jahren. Da ist es nicht nur gerecht, sondern schlicht logisch, dass sich Gleichstellung auch sprachlich bemerkbar macht. In den vergangenen Jahren sind Menschen mit queerem Hintergrund und mit Migrationsgeschichte in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Auch sie müssen sprachlich einbezogen werden.

Dafür gibt es viele Varianten, liebe Leser_innen, Leser.innen, Leser*innen, Lesende oder eben Leser:innen. Manche mögen sich an der Lesbarkeit solcher Formen stören, aber das ist reine Gewöhnungssache.

Ebenso die gesprochene Pause zwischen Leser und innen mag manchen anfangs schwer über die Lippen kommen, geht aber sehr rasch sehr leicht. Das glauben Sie nicht?

Sie können das natürlich weiterhin ablehnen

Nun, Tür ­schreiben Sie auch nicht mehr Thür. Im Stile eines Thomas Mann verfasst heute kaum noch ein:e Au­to­r:in ihre Texte. Selbst die gezeichneten Emoticons, die Sie möglicherweise bei Whatsapp, in einer SMS oder beim Twittern verwenden, sind Ausdruck einer sprachlichen Entwicklung.

All das können Sie natürlich ablehnen. Ob Sie weiterhin das generische Maskulinum verwenden, bleibt ganz Ihnen überlassen. Es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, wie Sie zu sprechen haben. Sie könnten aber auch versuchen, die Neuerungen anzunehmen und damit zeigen, dass Sie gerecht und inklusiv sind. Sie schaffen das. Ganz bestimmt.

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Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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