Jugendbewegung gestoppt

Hamburger Sportbund beklagt weitere Einschränkungen der Sportangebote für Kinder und Jugendliche

Nur fünf Kinder dürfen zusammen Sport treiben

Von Marco Carini

Hamburgs Sportvereine sind auf Zinne. Die gerade eingeführte Bundesnotbremse habe die Bedingungen für den Sport noch weiter verschärft, klagt der Hamburger Sportbund (HSB). In einer am Dienstagabend verabschiedeten Resolution bemängelt der Verband, dass vor allem Kinder vom Vereinssport ausgeschlossen würden. Aktuell dürfen nur noch fünf Kinder zusammen Sport treiben.

Zudem ließe die Bundesnotbremse aktuelle Forschungserkenntnisse unberücksichtigt, nach der eine Ansteckung selten außerhalb geschlossener Räume erfolge. „Die jetzigen Regeln sind eine aktive Behinderung des Engagements von Sportvereinen, die unter widrigen Bedingungen versuchen, überhaupt noch Angebote auf die Beine zu stellen“, klagt der HSB-Vorsitzende Ralph Lehnert. Es seien nun „differenzierte Maßnahmen nötig“, um die „weit verbreitete Bewegungslosigkeit“ von Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen.

Sechs Forderungen stellt der HSB, der über 800 Sportvereine mit 522.000 Mitgliedern vertritt: Es müsse wieder mehr Sport im Freien, insbesondere für Kinder möglich sein. Zudem müsse die Regelung fallen, dass Trainer*innen, die meist mehrfach pro Woche Übungsstunden geben, jedes Mal einen aktuellen amtlichen Schnelltest benötigen – sie sei organisatorisch und finanziell nicht tragbar.

Zudem fordert der HSB, das Landeskadertraining für Hamburgs Nachwuchsleistungssportler wieder zu ermöglichen. An vierter Stelle der HSB-Liste stehen Modellprojekte, die Angebote im Vereinssport möglich machen, und etwa in Schleswig-Holstein bereits umgesetzt werden. Dazu müssten „behördliche Entscheidungsspielräume“ genutzt werden. Hier nennt der HSB als Beispiel, dass in allen Hamburger Bezirken mit modernen Trainingsgeräten ausgestattete, öffentliche „Bewegungsinseln“ benutzt werden dürften, entsprechende Einrichtungen der Vereine aber nicht. Die Vereine stünden unter finanziellem Druck. Bis zu zwanzig Prozent der Mitglieder hätten gekündigt, sodass die staatliche Förderung höher ausfallen müsse als bisher.

Die Fraktionschefin der FDP in Hamburg-Altona, Katarina Blume, sprang dem HSB zur Seite und forderte, dass Vereine, die ein tragfähiges Hygienekonzept vorweisen, den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können“.

„Wir kennen die schwierige Lage der Vereine und teilen ihre Bewertung, aber die neuen Regelungen gelten bundesweit“, ­signalisiert der Sprecher der Innen- und Sportbehörde, Frank Reschreiter, Verständnis für die HSB-Forderungen – aber auch Nichtzuständigkeit. Ein weiteres „Förderpaket in Millionenhöhe“ für den Breitensport sei aber gerade in enger Abstimmung mit dem HSB in Arbeit.