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: Besser nicht dran rütteln

Auch für taz.de gilt: Das Netz schläft nie. Dennoch geht es auf der Website in den Nachtstunden ruhiger zu. Heißt: Wenn die Kanzlerin nicht gerade am späten Abend ihren Rücktritt erklärt, findet keine größere Aktualisierung mehr statt. Umso wichtiger ist die Auswahl des Abendprogramms – jener sechs Texte also, die über Nacht auf taz.de ganz oben stehen.

Nun kann man sagen: sechs Stücke – bei der täglichen Textflut kein großes Ding. Doch weit gefehlt: Immerhin gilt es, vieles gleichzeitig unter einen Hut zu bekommen. Taugt das Thema noch für den Abend? Bericht oder Kommentar dazu – oder beides? Sind alle Ressorts dabei, stimmt der Mix aus „harten“ und „weichen“ Themen? Und, bei der taz auch wichtig: Ist unter der Autorenschaft eine gewisse Geschlechterparität erreicht? Man darf sich das Abendprogramm wie ein Kartenhaus vorstellen – steht es erst einmal, sollte besser nicht mehr groß daran gerüttelt werden. Schon eine Karte auszutauschen, kann das Konstrukt zusammenstürzen lassen.

Klar: Die Gewichtung der Themen in der Zeitung ist eine gute Orientierung. Israel läuft als Schwerpunkt? Dann ist einer der oberen Plätze ziemlich garantiert. Kniffliger wird es, wenn der Nachrichtentag keine eindeutigen Topthemen hergibt. Die Story über Pop-up-Radwege – echt als Aufmacher? In der Nachmittagskonferenz brüten Onlinechefs vom Dienst und Nachrichtenchefin intensiv darüber. Umso erlösender der Moment, wenn gegen 19 Uhr das Abendprogramm auf der Seite ist. Das Kartenhaus steht – jedenfalls bis zum nächsten Morgen.

Daniel Godeck