Brandenburg will mehr Schutzräume

Laut Istanbul-Konvention fehlen im Land mehr als 300 Plätze. Trotz zunehmender Straftaten melden sich aber nicht mehr Betroffene in den Einrichtungen

Die Brandenburger Landesregierung will das landesweite Netz von Schutzräumen für von Gewalt bedrohte Frauen ausbauen. Im Land habe sich die Zahl häuslicher Gewalttaten im vergangenen Jahr um knapp 20 Prozent erhöht, und auch die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung seien gestiegen, teilte das Sozialministerium am Sonntag mit. „Jede Frau, die von Gewalt bedroht ist, muss die Möglichkeit haben, schnell und unbürokratisch Schutz und Hilfe zu finden“, sagte dazu Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne).

Für dieses Ziel müsse Brandenburg aber noch nachlegen, sagte die Ministerin anlässlich des 10. Jahrestags der Unterzeichnung der Istanbul-Konvention des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt. Derzeit stünden in Brandenburg 302 Plätze in 127 Räumen zur Verfügung, sagte Nonnemacher. Nach der Konvention sei aber ein Angebot von 632 Plätzen in 253 Räumen erforderlich.

Corona verschärft Problem

„Gemeinsam mit dem Bund und der kommunalen Ebene bauen wir die Schutzräume für Frauen im Land weiter aus“, kündigte Nonnemacher an. „Wir schaffen weitere Frauenhausplätze in Familienzimmern und verbessern die Barrierefreiheit der Einrichtungen.“ Die Coronapandemie habe das Problem häuslicher Gewalt verschärft, sagte die Sprecherin des Brandenburger Frauenpolitischen Rats, Verena Letsch.

„Laut Polizeistatistik gab es zwischen Juli 2020 und Januar 2021 rund 16 Prozent mehr Delikte häuslicher Gewalt als im Vorjahr“, sagte sie. „Trotzdem hat es keinen entsprechenden Anstieg der Anfragen von Frauen in den Schutzeinrichtungen gegeben.“ Dies zeige, dass der Weg zu Unterstützung und Beratung offensichtlich noch zu weit sei. „Wer von Gewalt betroffen ist, braucht sichtbare und gut erreichbare Angebote“, betonte Letsch. (dpa)