Neue Synoden-Präses Anna-Nicole Heinrich: Sie schreibt Geschichte

Die 25-jährige Philosophiestudentin wird dem Kirchenparlament der EKD vorstehen. Sie setzte sich gegen die Richterin Nadine Bernshausen durch.

Die Philosophiestudentin Anna-Nicole Heinrich ist auf einem Bildschirm zu sehen

Überraschung: Das Kirchenparlament EKD hat die 25 Jahre alte Heinrich zur neuen Präses gewählt Foto: Jens Schulze/dpa

DRESDEN taz | In jungen Jahren hat man auch im Internet noch nicht so tiefe Spuren hinterlassen: Die 25-jährige Anna-Nicole Heinrich, die jetzt überraschend zur Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt wurde, lässt sich deshalb nur schwer einordnen.

Doch die Philosophiestudentin ist Digital Native und betreibt im Netz einen Hackathon, eine digitale Zukunftswerkstatt, zur Zukunft der Kirche. In den sozialen Netzwerken und live im Internet bedankte sie sich am Samstag für ihre Wahl so: „Wie verdammt mutig ist diese Kirche?“ oder „Mein Handy explodiert gleich! Leute, danke für alle Unterstützung in den letzten Tagen“.

Die EKD, ihren Mitgliederzahlen nach ein Auslaufmodell, taugt also noch für Überraschungen, zeigt sich zumindest personell innovativ. Mit 75 von 126 Stimmen setzte sich die Studentin auf einer Online-Versammlung der Synode gegen die Marburger Grünen-Politikerin und Richterin Nadine Bernshausen durch. Die Synode ist die Basisvertretung der Kirche; als deren Spitze erhält Heinrich nun auch einen Sitz im Kirchenrat.

EKD-Vorsitzender Heinrich Bedford-Strohm gratulierte überrascht, sprach von einem „historischen Ergebnis“ und von der „Bedeutung, die junge Menschen für die Gestaltung der Zukunft haben“.

Jüngste Präsidentin der EKD-Synode

Dass Heinrich nun die jüngste Präsidentin in der Geschichte der EKD-Synode ist, galt offenbar als Vorteil, es ist aber nicht ihr einziger. Als Jugenddelegierte gehörte sie schon dem vorigen Kirchenparlament an. Sie arbeitete an der inhaltlichen Kirchenreform mit und ist stellvertretende Vorsitzende der Evangelischen Jugend in Deutschland. „Einfach machen, raus aus der Bubble“, sagt sie in einem ARD-Bericht und zeigt sich überzeugt, dass mit der Sichtbarkeit junger gläubiger Menschen Austrittskandidaten oder bislang Unerreichbare wieder angesprochen werden können.

Heinrich ist selbst so eine „Erreichte“, eine „Bekehrte“, wenn man so will. Als ihre Eltern auf Arbeitssuche nach der Wende von Thüringen nach Oberfranken zogen, gaben sie ihrer Tochter keineswegs eine christliche Erziehung mit. Der Geist überkam sie im Religionsunterricht an der Grundschule, freiwillig ließ sie sich als Schülerin taufen. Vielleicht bekennt sie sich auch deshalb heute zur „missionalen Kirche“.

An der Universität Regensburg studiert sie zwar ganz neutral Philosophie und lebt in einer Studi-WG. Als wissenschaftliche Hilfskraft arbeitet sie aber an der Uni am Katholischen Lehrstuhl für Homiletik und Pastoraltheologie, der früheren Wirkungsstätte von Papst Benedikt XVI. Dies könnte man auch als ökumenisches Signal deuten.

Die Themen im neuen Amt der Anna-Nicole Heinrich sind gesetzt: homosexuelle Paare, Missbrauchsdebatte, wenn auch weit geringer als in der katholischen Kirche, Massenaustritte und die daraus folgende Strukturreform. Sie will die Gemeinden stimulieren, die sie als „offen, kommunikativ und super gewinnend“ erlebt habe.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.