VORMERKEN
: Eine praktische Übung

Wenn Sie bitte hier mal kurz in das Bild nebenan hineinhören würden! Das klingt jetzt doch nicht ganz so nach einem sonnigen Pop und eher nach einer dräuenden und manchmal auch ungemütlichen Musik, zu der manche vielleicht gar nicht mehr Musik sagen würden in dem dunklen Blubbern. In Säurebädern ausgewaschene Psychedelia. Zwischen Eisengestänge zerschredderte Tangerine-Dream-Erinnerungen. Also schon eine einigermaßen verschrobene Collagenmusik, die der auch als Boy from Brazil bekannte Berliner Ghazi Barakat in seinem neuen Soloprojekt Pharoah Chromium macht. „Electric Cremation“ heißt das jüngst erschienene Album (mit dem hier abgebildeten Stimmungsbild als Cover), und erschienen ist es bei Grautag Records, wo man sich zum Ziel gesetzt hat, eine Doppel-LP-Kollektion (Vinyl, natürlich!) aufzubauen, die sich allein mit der Idee der Dystopie (also dem Gegenteil von Utopie) auseinandersetzt. Das Album von Pharoah Chromium ist bereits das Dritte dieser Reihe. Und unbedingt ein toller Sammlerfetisch. Szenekenner Julian Cope hat bereits zugegriffen und es als das „unzweifelhaft Muss-man-haben-Vinyl-Album des Monats“ bezeichnet. Und eigentlich sollte Ghazi Barakat auch ein paar Exemplare dabei haben, wenn er morgen am Samstag im West Germany als Pharoah Chromium antritt. Dazu gibt es noch die musikalisch nicht weniger spinnerten Excepter, ein New Yorker Kollektiv um den No-Neck-Blues-Band-Mitbegründer (dickes Ausrufezeichen für alle Seltsammusik-Liebhaber) John Fell Ryan. TM

■ Excepter, Pharoah Chromium: West Germany, Skalitzer Str. 133 Samstag, 21 Uhr. 10 €