Sicherheitslücke bei Coronatests

Erneut waren sensible Gesundheitsdaten im Netz einsehbar. Kritik an digitalen Defiziten in Deutschland

Testergebnisse, Namen und persönliche Daten Tausender Kun­d:in­nen waren offenbar zeitweise öffentlich im Netz einsehbar. Wie die Sender NDR, RBB und MDR berichteten, handelte es sich um Ergebnisse aus Testzentren, die von einem Unternehmen als „Franchise“-Zen­tren betrieben werden.

„Aus unserer Sicht handelte es sich um sehr sensible Daten“, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Laut Bericht waren Kunden in Hamburg, Berlin, Leipzig, Dortmund und Schwerte von dem Datenleck betroffen. Insgesamt seien 17.000 Codes für Testterminregistrierungen sowie die bereits vorhandenen Ergebnisse von mindestens 7.000 Tests abrufbar gewesen. Einsehbar waren unter anderem das Testergebnis und die persönlichen Daten der Kunden.

Nach BSI-Angaben waren die Daten zwar abrufbar, aber ob neben den Jour­na­lis­t:in­nen und den For­sche­r:in­nen der Organisation Zerforschung, die das Datenleck ausfindig gemacht hatten, andere auf die Daten zugegriffen hätten, sei bisher noch ungeklärt. Dem BSI sei die Sicherheitslücke am Osterwochenende gemeldet worden.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar wies dabei auf ein ähnliches Datenleck bei einem bayerischen Anbieter von Mitte März hin, das 136.000 Dokumente betraf. Einen vergleichbaren Fall hat es zudem Ende März bei einem Testzentrum-Anbieter mit Sitz in Hamburg gegeben. Der aktuelle Fall sei insofern unklar, weil man bisher die Testzentren, die Hamburg beträfen, namentlich nicht kenne, hieß es weiter. „Die Pandemie offenbart hier schonungslos die digitalen Defizite in Deutschland“, sagte Caspar der taz. Es werde häufig darauf hingewiesen, dass derzeit nicht Datenschutz und Datensicherheit die vordringliche Sorge sein sollten. Aber: „Wenn wir die Entwicklung der digitalen Infrastruktur unter dem Einschluss von Privatsphäre und Datensicherheit verschlafen, werden nicht nur die Rechte und Freiheiten der Menschen vernachlässigt, wir werden auch wirtschaftlich und technologisch den Anschluss an andere ­Volkswirtschaften verlieren.“ (taz, afp)