Für Corona hinter Gitter

Wer die Quarantäne partout missachtet, kommt in Arrest

Wer sich nicht an Corona-Auflagen hält, landet im Knast – im Ernst jetzt? Seit einigen Wochen gilt diese Maßnahme in Schleswig-Holstein. Vor einer Woche zogen die ersten Betroffenen, darunter ein 19-Jähriger aus Rendsburg, in die Jugendarrestanstalt Molsfelde bei Neumünster ein. Dort sitzen die Re­gel­bre­che­r*in­nen in Einzelzellen von etwa zwölf Quadratmetern ein, die sie nicht verlassen dürfen.

Einzelhaft für Menschen, die im eigentlichen Sinn kein Verbrechen begangen haben, klingt hammerhart. Aber Sönke Schulz, Vorstandsmitglied des Landkreistags Schleswig-Holstein, verweist auf das Infektionsschutzgesetz als Grundlage. Es geht um die Quarantäne, die im Gesetz definiert wird. Nach einem guten Jahr des Lebens mit der Pandemie, kennen die meisten das Spiel: Wer positiv auf Covid-19 getestet wurde oder engen Kontakt zu positiv Getesteten hatte, bleibt zu Hause, misst Fieber und passt auf, seine Mitmenschen nicht anzustecken. Die allermeisten tun das freiwillig und halten in der Zeit Kontakt zu Ärz­t*in­nen oder dem Gesundheitsamt.

Aber wie umgehen mit denen, die sich nicht an die Regeln halten und andere gefährden, schlimmstenfalls schwer schädigen könnten? Das Gesetz spricht von „zwangsweiser Absonderung“, doch wie genau das aussehen soll, sagt es nicht. Die Kommunen könnten improvisieren, sagt Schulz: „Zum Beispiel in einem Hotel oder einer Ferienwohnung mit einem Sicherheitsdienst vor der Tür.“ Klingt netter als eine Zelle, aber „das halten wir rechtsstaatlich für nicht machbar“ – und würde vielleicht auch ein falsches Signal setzen.

Die bisher ersten Insassen in Molsfelde hatten mehrfach gegen Auflagen verstoßen. Bevor tatsächlich ein Team in Schutzanzügen anrückt, um die Re­gel­bre­che­r*in­nen in die Arrestanstalt zu bringen, gibt es eine mündliche Verwarnung. Ein Gericht muss zustimmen. Der Aufenthalt dauert meist nicht lange: Denn die Quarantänezeit läuft ab dem Positiv-Test, und bis die Haft beginnt, vergehen mehrere Tage. So hat der 19-Jährige seine Zelle schon wieder geräumt. Wenn er Pech hat, bekommt er eine Rechnung für die Kosten. Esther Geisslinger