Obdachlose mobil geimpft

Seit Montag werden in Hamburg Obdachlose gegen Corona geimpft. In Neuenfelde eröffnet nun eine dritte Quarantäneunterkunft

Der Standort liegt fernab des Hamburger Stadtzentrums

Von Emmy Thume

Seit dieser Woche können sich Obdachlose in Hamburg mit dem Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson gegen das Coronavirus impfen lassen. Nach umfangreichen Testungen in Obdachlosenunterkünften war es in den letzten zwei Wochen zu mehr als 68 Infektionen gekommen, die für vorübergehende Schließungen von Unterkünften gesorgt hatten. Um die Infektionen einzudämmen, waren die Obdachlosen anhand der Testergebnisse in Gruppen eingeteilt und in verschiedene Unterkünfte zum Aufenthalt oder zur Quarantäne gekommen. Anschließend sollten sie geimpft werden, um die Aufrechterhaltung der Unterkünfte zukünftig zu gewährleisten.

Mobile Impfteams hatten zunächst zwei Unterkünfte für Obdachlose aufgesucht, die im Rahmen des Winternotprogramms verlängert worden waren. Die weiteren Unterkünfte sollen nun in den nächsten Tagen mehrmals angelaufen werden, um möglichst allen Obdachlosen ein Impfangebot machen zu können. Bisher wurden in allen Übernachtungsstandorten Impfangebote gemacht, in der kommenden Woche sollen auch die Tagesaufenthaltsstätten folgen.

Die Sozialbehörde begründet die Wahl des in Deutschland erst kürzlich zugelassenen und deshalb bislang wenig verimpften Impfstoffes damit, dass von diesem nur eine Dosis für eine Immunisierung notwendig sei. Da es sich bei Obdachlosen um eine sehr mobile Gruppe von Menschen handele, die nur über den direkten Kontakt in den Unterkünften zu erreichen seien, würde der Impfstoff als sinnvoll erachtet. Das Ziel sei es, viele Obdachlose davon zu überzeugen, das Impfangebot nun auch anzunehmen. Bisher wurden zwischen 100 und 200 Obdachlose geimpft. Um eine etwaige Quarantäne für Obdachlose besser zu ermöglichen, wird diese Woche in Neuenfelde nun nach Schnelsen und Langenhorn eine dritte Quarantäneunterkunft eingerichtet. Positiv getestete Obdachlose oder solche, bei denen der Verdacht auf eine Infektion besteht, können sich nun während der Quarantäne auch dort aufhalten. Das Gelände dient seit 2015 als Flüchtlingsunterkunft. Für den Quarantänebereich sollen dort drei Containerblöcke für bis zu 84 Menschen abgezweigt werden. Der Standort liegt fernab des Zentrums und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zugänglich: Vom Hauptbahnhof benötigt man etwa rund 90 Minuten mit Bus und Bahn, wobei Teile der Strecke zu Fuß zurückgelegt werden müssen.

Stephan Karrenbauer vom Straßenmagazin Hinz&Kunzt sieht den Ansatz der Sozialbehörde, Obdachlosen niedrigschwellig und ohne Ausweisdokumente Impfungen und Versorgung zu ermöglichen, aber dennoch als positiv an. Dies und die Ermöglichung eines neuen Standorts zur Quarantäne zeigten, dass die Behörden bemüht seien, sich schnell und pragmatisch um Obdachlose zu kümmern und der Bevölkerungsgruppe in ihrer prekären Situation Aufmerksamkeit widmeten.