Debatte um die Super League: Elitismus unter den Körben

Die besten Basketballklubs Europas haben sich von den Verbänden emanzipiert. Sie betreiben mit der Euroleague schon lange eine Art Super League.

Jalen Reynolds mit Basketball im Zweikampf mit Gegenspieler Geben

Mit Bayern in den Euroleague-Playoffs: Jalen Reynolds Foto: dpa

BERLIN taz | Europäische Klubs schließen sich zu einer Liga zusammen, um endlich ungestört von der Einflussnahme der hergebrachten Sportwelt um Titel und Profite spielen zu können. Der Weltverband und sein kontinentaler Ableger protestieren. Ihre Proteste verhallen. Die großen Klubs machen, was sie wollen. Sie bestimmen das Geschäft, lassen sich ihren Betrieb auch von Länderspielansetzungen nicht weiter stören. Wovor im Zusammenhang mit Fußball vielen graut, ist im europäischen Basketball längst Realität. Die großen Klubs des Kontinents spielen in der Euroleague in ihrer eigenen, abgeschlossenen Welt.

Die NBA mag die besten Basketballer der Welt unter Vertrag haben, in der Euroleague wird bisweilen der bessere Teambasketball gespielt. Die nationalen Ligen sind lange schon keine Heiligtümer mehr. Was zählt, sind Erfolge in der Euroleague. Als sich der FC Bayern München Anfang April als erstes deutsches Team für die Playoffs in der Euroleague qualifiziert hat, kannte der Jubel kaum Grenzen. Freudentränen flossen. Dass diese Mannschaft in der Bundesliga schon sieben Mal verloren hat, schert kaum jemanden in München.

Tabellenführer Ludwigsburg hat erst zwei Niederlagen kassiert. Niemand käme auf die Idee, das Team als das derzeit beste in Deutschland zu bezeichnen. In die Euroleague werden es die Ludwigsburger so schnell sowieso nicht schaffen. Die ist so etwas wie ein Einladungsturnier. Vor der Saison gehörten ihr 14 Teams fest an. Nach einer Bewährungszeit wurden nun die Bayern und das französische Team Villeurbanne, das dem NBA-Superstar Tony Parker gehört, in den erlesenen Kreis aufgenommen.

Dafür müssen die Klubs Anteile an der Euroleague erwerben. Sportliche Qualifikation sieht gewiss anders aus. Auch Alba Berlin, der zweite deutsche Klub in der Euroleague, hat sich das Recht gesichert, zwei weitere Jahre in der Euroleague zu spielen. Ob die Berliner ihren deutschen Meistertitel verteidigen werden, spielt keine Rolle.

Ein Zweitligist in Europas Elite

Mit Olympiakos Piräus spielt sogar ein Zweitligist in der Euroleague. Nachdem sich der Klub in Griechenland vor zwei Jahren einmal geweigert hatte, eine Partie zu Ende zu spielen, weil er sich von den Schiedsrichtern ungerecht behandelt fühlte, wurde er in die zweite Liga versetzt. Dort tritt nun eine Nachwuchstruppe mit griechischen Spielern an, während das erste Team in der Euroleague spielt. Das sei schließlich „eine ernrst­hafte, moderne und zuverlässige Liga“, wie es in einem Statement des zweimaligen Euroleague-Champions Olympiakos zur Gründung des „Development Teams“ heißt.

Doch nicht nur die nationalen Ligen stehen hintan, wenn in Europa auf Körbe geworfen wird. Auch die Nationalmannschaften haben das Nachsehen. Die Euroleague weigert sich schlicht, ihre besten Spieler für EM- und WM-Qualifikationsspiele abzustellen, und handelt dabei ebenso selbstbewusst wie die NBA. So reiste Bundestrainer Hendrik Rödl zum EM-Qualiturnier im Februar in Montenegro mit einer Art Notaufgebot.

„Mir fehlen mit Berlin, München, NBA und den anderen, die in der EuroLeague spielen, sicher zehn bis 15 Spieler, die in diese Mannschaft reingehören“, sagte Rödl damals und musste mitansehen, wie sein Team sogar gegen den Basketballzwerg Großbritannien verloren hat. Als einer der vier Gastgeber werden die Deutschen bei der EM im nächsten Jahr dennoch dabei sein. Lettland, der Fünfte der vergangenen Europameisterschaft, wird dagegen fehlen. Das Team musste in der Quali auf die Euroleague-Stars Janis Strelnieks, Jannis Timma und Dairis Bertans verzichten.

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