wortwechsel
: Die rote Sahra – kein Kampf ohne Spaltung?

Sahra Wagenknecht polarisiert. Passend zum Wahlkampf mit einem neuen Buch. Titel: „Die Selbstgerechten“. Interessante Analyse oder „rechte“ Polemik? Will man sie missverstehen?

Sie ist bereit für die Bundestagswahl: Mit 61 Prozent der Stimmen wurde Sahra Wagenknecht erneut zur Spitzenkandidatin der Linkspartei in NRW gewählt Foto: Marcel Kusch/dpa

„Ganz link“ und „Wirbel um Wagenknechts neues Buch: Wahlkampf gegen die eigene Partei“, taz vom 9.4. 21

Es ist die soziale Frage!

Man kann sicherlich Positionen von Sahra Wagenknecht kritisch sehen, aber diese linke und schäbige Masche, sie in die rechte Ecke zu stellen, ist erbärmlich und niveaulos. Die bei ihr immer vorliegenden sachlichen Argumentationen werden demagogisch ausgeblendet oder überblendet. Dass die Linken ein Defizit in Bezug auf die abgehängten Schichten haben, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Verweis auf die Erfolge der PiS, die genau wegen deren Berücksichtigung dauerhaft in Polen Erfolg hat, beinhaltet und bedeutet keineswegs eine Zustimmung zur ansonsten reaktionären Politik, wie ihr nun unterstellt wird. Die Feststellung, dass sich – leider – unter den Coronaleugnern auch unpolitische „Normalos“ befinden, ist ebenso keine „Liebeserklärung an die Rechten“, sondern nüchterne Feststellung eines Sachverhalts. Sahra Wagenknecht ist in vielem unerträglich direkt und politisch ungeschickt, aber „selbstgerecht“, das sind die von ihr grün Durchleuchteten und Identitätsbearbeitenden, welche ohne die soziale Frage Reformkapitalismus betreiben wollen, auf jeden Fall. Gendersternchen und Binnen-I sind wirklich nicht zentral bei der Frage, wie wir verhindern, dass wir selbst diesen Planeten unbewohnbar machen, und dass es jetzt und hier hungernde, ausgebeutete und bedrohte Mitmenschen überhaupt gibt. Volker Schneider, Bochum

Nicht unvernünftig

Liebe taz, die Empörung über Frau Wagenknecht wird wohl nur verständlich, wenn man weiß, dass Herr Habeck bei Ihnen als „Intellektueller“ gehandelt wird und Frau Baerbock als Frauenrechtlerin. So Sie das Buch gelesen haben – und was sie uns berichten, klingt doch alles gar nicht so unvernünftig – wollen Sie die Nation der AfD und Bayern weiter der CSU überlassen? Söder als Kanzler? Schwarz-Grün-Gelb-Rot? Alles so schön bunt hier? Ist es das? Christoph Meinhardt, Bruckberg

Ins Aus katapultiert

Sahra Wagenknecht auf Platz 1 der NRW-Landesliste und 7 ihrer Gefolgsleute auf den Listenplätzen 1–12. Wie soll da eine mögliche grün-rot-rote Koalition mit einer bestenfalls knappen Mehrheit funktionieren? Wie können da noch Entscheidungen für Klimaschutz, Migrantenrechte, Flüchtlinge sichergestellt werden? Mit dieser Wahlentscheidung hat sich die Linke in NRW ins Aus katapultiert und die Bundespartei vor ein Riesenproblem gestellt. Roger Peltzer, Kerpen

Was seid ihr geworden?!

Werte taz-Macher! Aus diesem Verriss ist deutlich abzulesen, dass ihr euch als ehemalige wirklich ,,Linke‘‘ davon besonders angegriffen fühlt! Was seid ihr denn geworden, außer ein Mitmacher-Blatt im Rauschen des kapitalistisch-bürgerlichen Mediensturms, den ihr vor Jahrzehnten noch berechtigt angeprangert habt?! Die Blöd-Zeitung ist wenigstens noch als klarer Feind erkennbar, wie Trump! Ihr, wie auch Joe Biden, seid hinterhältige Feinde der einzig richtigen revolutionären Veränderung dieser Zeit und versteckt euch unter einem Deckmantel des angeblichen Dissidententums! R.I.P.! Sven Jürries, Berlin

Spiegel vorgehalten?

Mit den Wörtern „ganz link“ zu einem Foto von Sarah Wagenknecht zu titeln, um damit eine der integersten und klarsichtigsten Politikerinnen herabzusetzen, dazu gehört viel. Hier hat die taz, die sich seit ihrer Gründung immer weiter von links entfernt hat, offenbar ihrer Wut freien Lauf gelassen. Vielleicht, weil ihr durch Sahra Wagenknecht ein Spiegel dazu vorgehalten wird. Mit ihrer bösartigen Verleumdung von Sahra Wagenknecht ist allerdings nur die taz selbst „ganz unten angekommen“. Brigitte Stephan, Kiel

„Früher war alles besser: In ,Die Selbstgerechten‘ malt Sahra Wagenknecht die 70er-Jahre als Heimstatt des Gemeinsinns. Und jagt die linksliberalen Gespenster von heute“, taz vom 9. 4. 21

Und taz.de schreibt …

Was watschelt und quakt wie eine Ente, ist eine Ente. Und wer ständig redet und schreibt wie eine Rechtspopulistin, ist genau das. Wagenknecht ist schon längst ins rechte Lager abgewandert. Michael Myers

@Michael Myers Falsch! Was quakt wie eine Ente und dann Schafe frisst, ist keine Ente, sondern ein Wolf. Dass Frau Wagenknecht schreibt wie eine Rechtspopulistin, wird ihr nur von interessierten Kreisen angedichtet. Richtig ist, dass sie auch Themen, die Rechtspopulisten beackern, anspricht und die gegensätzlichen Ansätze aufzeigt. Nicht jeder, der das Thema Rente bearbeitet, ist ein Rechtspopulist, bloß weil die dasselbe Thema behandeln. Martin_25

Sozialismus und Nationales zu verbinden hat in Deutschland eine gewisse und gewiss nicht wünschenswerte Tradition. Der Proletarier hat kein Vaterland. Die, die es ihm versprechen wollten – ich mag nicht weiterdenken … Die, die das propagieren, mögen gut aussehend sein und eloquent sich darstellen, ich sehe eine Fratze und höre Worte, vor denen mir graust. Meine Wahlentscheidung für September ist sehr ins Wanken geraten. Manfred K.

Eine Bundestagsabgeordnete hat ein Buch geschrieben, wo sie ihre Meinungen bekundet, und nun ist die Linke unwählbar für jüngere Menschen geworden? Ganz genau das Gegenteil ist der Fall: Wenn für die jungen Leute Klimaschutz eben nicht linksliberaler Lifestyle ist, sondern Inhalt und Kampf, dann wären doch Wagenkecht und ihre Ansichten ein Ansporn, sich hierfür einzusetzen und zwar in der solidarischen Linken. Kat Sim

Worüber ich immer noch grinsen muss: Lothar Bisky sagte mal zu Gregor Gysi: Jetzt fehlt nur noch, dass Sahra hinkt … wie Rosa Luxemburg. Ringelnatz1

@Ringelnatz1 Sie grinsen über diesen Vergleich! Das sagt sehr viel über Sie aus! Frau Flieder

Bitte, Frau Flieder, präzisieren Sie. Reihen Sie Buchstaben aneinander und überraschen Sie mich. Ich bin offen für alles Anständige. Ringelnatz1