Kein Medikament in Sicht

Bremer Pharmakologe bewertet bisherige Suche nach einer Therapie von Covid-19 als „enttäuschend“

Der Bremer Pharmakologe Bernd Mühlbauer bewertet die bisherigen Ergebnisse bei der Forschung nach einem Medikament gegen Covid-19 als enttäuschend. „Grundsätzlich hat die Therapie zwar große Fortschritte gemacht, wenn man das gesamte Jahr betrachtet“, sagte er dem Kurier am Sonntag. „Es gibt aber nicht das eine und neue Medikament für die Behandlung von Covid-19.“

Ein Grund dafür sei, dass man lange nicht wusste, womit man es bei der Erkrankung zu tun hat, wie sie verläuft und was sie im Körper anrichtet, erläuterte der Pharmakologe, dessen Institut an internationalen Studien zur Wirksamkeit bereits zugelassener Medikamente gegen Covid-19 beteiligt ist. „Anfangs ist man davon ausgegangen, dass Covid-19 vor allem oder sogar ausschließlich die Lunge betrifft. Erst später hat sich gezeigt, wie viel komplexer die Erkrankung ist.“ Einige Medikamente, die in den Studien untersucht wurden, seien mangels Wirksamkeit wieder von der Liste gestrichen worden, erläuterte Mühlbauer.

Dazu gehörten etwa HIV-Medikamente, Interferon oder auch Remdesivir. „Obwohl es nach wie vor eine Zulassung für die Covid-Behandlung hat und von einigen Fachgesellschaften empfohlen wird, gab es absolut enttäuschende Studienergebnisse – die Weltgesundheitsorganisation rät sogar davon ab.“ Einige Medikamente wie Dexamethason oder Heparin zählten mittlerweile zur Standardbehandlung. „Was eine spezifische Strategie betrifft, läuft die Suche noch“, sagte Mühlbauer. Der Durchbruch wäre, wenn ein Medikament entdeckt würde, das gesichert das Eindringen in die Körperzellen hemmt oder das Virus so gut markiert, dass die Immunabwehr es gezielt bekämpfen kann. „Es gibt Ansätze, die diesen Mechanismus haben, sie sind aber noch nicht zu Ende geprüft.“ (epd)