Corona an Ostern: Zu kalt für heiße Nächte

Das nasskalte Osterwetter kam für die neuen Ausgangsbeschränkungen wie gerufen. Gedränge gab es nur in der Impfhotline für AstraZeneca.

Man sieht Kerzen

Ein Herz aus Kerzen für die Coronatoten am Samstag auf dem Tempelhofer Feld Foto: dpa

BERLIN taz | Aprilwetter an Ostern. Für Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) war das eine gute Nachricht. Denn wegen der kühlen Temperaturen gab es kaum größere Menschenansammlungen. „Die Kälte hilft uns an dieser Stelle“, sagte Geisel schon am Ostersamstag im Inforadio des RBB. Die erste Nacht mit den neuen Beschränkungen sei weitgehend ruhig verlaufen, so der Innensenator.

Seit Freitag galten in Berlin neue Kontaktbeschränkungen. Menschen durften sich nachts zwischen 21 und 5 Uhr nur noch alleine oder zu zweit im Freien aufhalten. Tagsüber blieb es bei der bisherigen Regelung, wonach Zusammenkünfte im Freien und zu Hause nur mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt sind. Ab dem heutigen Dienstag werden die Regeln noch einmal verschärft (siehe Text unten).

Um für die Einhaltung der verschärften Coronaregeln zu sorgen, war die Polizei in den vergangenen Nächten mit drei Hundertschaften und 700 Beamten unterwegs. Auch ein Polizeihubschrauber kam zum Einsatz.

Insgesamt sind nach Polizeiangaben von Donnerstag bis Samstag 285 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten wie mangelndem Abstand oder fehlendem Mund-Nasen-Schutz eröffnet worden. In Lichtenberg löste die Polizei eine illegale Party auf. In einem Haus in der Herzbergstraße hatten Beamte 47 Feiernde aus verschiedenen Haushalten ohne Mund-Nase-Bedeckung und Abständen entdeckt. „Wir sind alle genervt“, sagte Geisel am Samstag. „Nach wie vor ist es ist aber so, dass die allermeisten Menschen mit Verständnis reagieren“, sagte der Innensenator mit Verweis auf die steigenden Coronazahlen in der dritten Welle.

Die Berliner 7-Tage-Inzidenz betrug am Sonntag laut Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung 129,1. Am Sonntag waren 309 neue Corona-Infektionen gemeldet worden, am Samstag waren es 778. Allerdings sind die Zahlen wegen der Feiertage mit Vorsicht zu genießen. In Brandenburg betrug die Inzidenz am Ostermontag 135. In Landkreisen mit einer Inzidenz von über 100 gilt dort seit Donnerstag von 22 bis 5 Uhr eine nächtliche Ausgangsbeschränkung. Bis Sonntag habe es in Brandenburg keine Verstöße gegen die Regeln gegeben, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)

„Impfen verhindert nicht die dritte Welle, die dritte Welle wächst“

Für die Kirchen war es auch in diesem Jahr alles andere als ein normales Osterfest. So hat der Evangelische Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof mit einem aus Kerzen gebildeten Herz an die bisher 3.082 Coronatoten in Berlin erinnert. Für den Besuch von Gottesdiensten mussten Gläubige einen negativen Coronatest vorweisen. Im Berliner Dom predigte der evangelische Bischof Christian Stäblein vor weitgehend leeren Kirchenbänken.

Leer war es am Donnerstag und Samstag auch in den Geschäften. „Die Auslastung lag zwischen zwei und zehn Prozent“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands, Nils Busch-Petersen. „So bringt das nichts, das kann kein Modell für länger sein.“ Die Kosten lägen für eine solche Nachfrage zu hoch.

Voll dagegen war es bei der Impfhotline der Gesundheitsverwaltung. Wegen der hohen Nachfrage nach AstraZeneca-Impfterminen wurde die Hotline bis 5. April um zwei Stunden bis 20 Uhr verlängert. Allerdings blieben noch immer viele Impfwillige in der Warteschleife hängen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit hatte am Mittwoch angekündigt, AstraZeneca stehe ab sofort den 60- bis 70-Jährigen zur Verfügung, wenn sie bisher noch keine Einladung erhalten haben. Das seien rund 300.000 Menschen, die nicht unter chronischen Krankheiten leiden.

„Impfen verhindert nicht die dritte Welle, die dritte Welle wächst“, warnte aber Gesundheitsminister Jens Spahn bei einem Besuch im Impfzentrum Messe. Länder mit höherer Impfquote wie Großbritannien oder die USA zeigten, dass Kontaktbeschränkungen weiter notwendig seien.

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