Schrumpfen der Wälder: Krankheiten durch Abholzung

Die Urwaldzerstörung geht weiter und ebnet neuen Infektionskrankheiten den Weg. Dabei könnte echter Waldschutz künftige Pandemien verhindern.

Ein dicker Baum wird mit Motorsäge zersägt

Ursprung von Pandemien: Weltweit wurden 2020 4,2 Millionen Hektar Urwald zerstört Foto: Bruno Kelly/reuters

Es ist eine Nachricht, bei der eher das Gegenteil eine Überraschung gewesen wäre: Weltweit sind im vergangenen Jahr 4,2 Millionen Hektar Urwald zerstört worden, vor allem in Brasilien, der Demokratischen Republik Kongo und Bolivien. Die Waldzerstörung wird leider nicht durch eine Pandemie gestoppt, könnte das Fazit sein – schlecht fürs Klima.

Doch diesmal reicht dieses bittere Fazit nicht. Die Zerstörung dieser Wälder ist ein Warnzeichen und ein Signal, aktiv zu werden und diese Zerstörung zu stoppen. Dringend. Denn hier, in den Wäldern, nehmen Zoonosen – Krankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragbar sind – häufig ihren Anfang. Darunter sind Krankheiten, die sich durch die Globalisierung weltweit verbreiten und weltweit Lebensgefahr für die Menschheit bedeuten können. Das Coronavrus könnte hier nur die Vorhut gewesen sein.

Dabei ist es nicht so, dass Zoonosen nur im Urwald entstehen; die Lungenkrankheit Mers überträgt sich durch Dromedare. Oder dass die Interaktion Mensch – Wald automatisch zu neuen Zoonosen führt. Wäre es so, wären alle indigenen Völker und Wald­nut­ze­r*in­nen in den Urwäldern eine Bedrohung als potenzielle Über­trä­ge­r*in­nen neuer Zoonosen. Sie sind es offenbar nicht. Der Unterschied: Sie leben nicht primär von, sondern mit dem Wald.

Klar ist aber, dass die Zerstörung von Urwäldern neuen Infektionskrankheiten den Weg ebnet. Wer abholzt, abbrennt, Straßen in diese Wälder schlägt, heizt nicht nur das Klima auf, der setzt auch komplexe Ökosysteme unter Druck. Wildtiere, vom Insekt bis zum Säugetier, verlieren Territorien, Fressfeinde und Wirte. Sie und ihre Viren, Bakterien, Pilze finden neue – durch den Kontakt mit Menschen, der sie isst, nutzt oder einfach nur trifft.

Diese neuen Krankheiten werden sich verbreiten und wohl nicht mehr verschwinden. Längst wird angesichts ihrer wachsenden Zahl nicht mehr von einer Pandemie gesprochen, sondern von einer Ära der Pandemien. Man kann sie bekämpfen, mit Medikamenten oder Impfungen. Oder in ihrem Ursprung: mit einer Ära des ­Waldschutzes.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.