Problematische Delikatesse im Supermarktregal

Viele Läden bieten zu Ostern Wachteleier an. Tierschützer kritisieren die Haltung der Hennen

Von Rieke Wiemann

Wachteleier sind gerade mal 30 Millimeter groß und gelten als Delikatesse. Meist nur in Feinkostläden erhältlich, bekommt man sie zur Osterzeit auch in Supermärkten wie Rewe, Kaufland, Lidl oder Combi. Der Deutsche Tierschutzbund rät jedoch vom Kauf der Eier ab. „Viele der Wachtelhennen in Deutschland werden noch in Legebatterien gehalten“, sagt Nina Brakebusch vom Tierschutzbund der taz. „Bei Hühnern ist das seit 2010 verboten.“

In einer Käfigbatterie habe eine Wachtel, die in etwa so groß wie eine Amsel ist, nur 11 mal 11 Zentimeter Platz. „Sie kann sich weder hinlegen noch die Flügel ausstrecken“, sagt Brake­busch. Wildlebende Wachteln verbringen ihr zufolge die Hälfte des Tages damit, im Sand zu baden, zu scharren und zu picken. Im Käfig jedoch stünden die Tiere permanent auf Gitterböden und bekämen pulverisiertes Futter. „Die Futteraufnahme ist viel kürzer als in der Natur, die Wachteln haben also den Großteil des Tages keine Beschäftigung.“ Das führe dazu, dass sie sich gegenseitig bepicken.

Dass Wachteln hierzulande unter solchen Bedingungen gehalten werden dürfen, habe einen simplen Grund: „Es existieren keine gesetzlichen Vorgaben für die Haltung von Wachteln in Deutschland.“ Für Legehennen oder Masthühner gebe es die Hennenhaltungsverordnung. „Bei Wachteln findet dieses aber keine Anwendung“, sagt Brakebusch. Der Tierschutzbund fordert daher eine eigene Haltungsverordnung für Wachteln sowie eine gültige Kennzeichnung auf Eierpackungen, damit Ver­brau­che­r*in­nen nachvollziehen können, wie die Hennen gehalten werden. Denn die EU-Vermarktungsnorm für Hühnereier gelte nicht für Wachteleier. „Spezifische Vermarktungsnormen für Wachteleier bestehen EU-weit nicht, da die Wachtelhaltung in weiten Teilen der EU keine große Rolle spielt“, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium dazu mit.

Dieses Jahr würden Wachteleier häufig mit dem Aufdruck „Auslaufhaltung“ beworben, sagte Brakebusch. „Viele assoziieren damit frei laufende Hennen auf grünen Wiesen.“ Bei Auslaufhaltung könne es sich aber auch um einen kleinen unbeheizten Raum mit Streu handeln, zu dem nur dominante Tiere Zugang hätten, weil der Platz nicht für alle ausreiche.

Wachteleier aus „Auslaufhaltung“ sind zum Beispiel bei Kaufland erhältlich. „Die Wachteln unseres Lieferanten können sich über die gesamte Nutzfläche frei bewegen, also flattern, scharren und baden. Zudem können sie sich in eine Ruhezone zurückzuziehen oder einen überdachten Auslauf nutzen“, schrieb eine Sprecherin. Lidl, Rewe und die Metro gaben bis Redaktionsschluss keine Antwort, aus welchen Haltungsbedingungen die Eier stammen, die sie verkaufen.