Me-too-Vorwürfe an der Volksbühne: Es bleiben noch Fragen

Nach den Sexismusvorwürfen gegen den Intendanten der Berliner Volksbühne hat die Koalition im Kulturausschuss Fragen an Senator Klaus Lederer (Linke).

Krisenerprobtes Haus am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz: Die Volksbühne Foto: picture alliance/dpa | Annette Riedl

BERLIN taz | Nach dem taz-Bericht über Me-too-Vorwürfe an der Volksbühne haben die Koalitionsfraktionen Fragen an Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Die Grünen-Fraktion will am heutigen Montag in der Aktuellen Viertelstunde des Kulturausschusses per Dringlichkeitsantrag wissen, welche Kenntnisse der Senat „über die öffentlich erhobenen Vorwürfe gegen den Intendanten der Volksbühne“ habe – und „welche weiteren Schritte“ man nun plane. So steht es in dem Antrag, der der taz vorliegt. Auch SPD und Linke haben nach taz-Informationen ähnliche Fragen.

Am Samstag hatte die taz über Sexismusvorwürfe gegen den Interimsintendanten Klaus Dörr berichtet. Mehrere Frauen, einige von ihnen anonym, werfen Dörr sexistische Übergriffe, Machtmissbrauch und Altersdiskriminierung vor. Ebenso steht die Frage im Raum, ob der Kultursenator als oberster Chef des landeseigenen Theaters vor der Berufung der Personalie Dörr im Frühjahr 2018 bereits vorgewarnt wurde. Lederer bestreitet das.

Eine Volksbühnen-Sprecherin wies am Wochenende erneut die gegen Dörr erhobenen Vorwürfe zurück: Man werde auf anwaltlichen Rat aber derzeit keine weitere Stellungnahme dazu abgeben.

Für Daniel Wesener, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion und auch deren parlamentarischer Geschäftsführer, geht es nun weniger um Schuldzuweisungen als vielmehr um die Erkenntnis: „Wir haben ganz offensichtlich ein strukturelles Problem, gerade auch in den staatlichen Institutionen“, sagte er am Sonntag der taz. „Wo sind die Beschwerdestellen in den Institutionen, und warum hat es offenbar zwei Jahre gedauert, bis doch eine recht große Anzahl von Frauen sich getraut hat, die Vorwürfe öffentlich zu machen?“

In den vergangenen zwei Jahren hatte es auch im ebenfalls landeseigenen Theater an der Parkaue sowie in der Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik Anschuldigungen von Machtmissbrauch, Sexismus und Rassismus von Angestellten beziehungsweise SchülerInnen gegenüber den Leitungsebenen gegeben.

Laut Wesener seien das im Detail zwar sehr verschieden gelagerte Fälle. Aber es sei doch auffällig „dass man auch immer wieder dieselben Fragen diskutiere“: Wie könne man im autoritär organisierten Kulturbetrieb besser vor Machtmissbrauch schützen, also Beschwerdehemmnisse abbauen? „Eine Frage ist sicher auch, ob es gut ist, wenn Häuser von einem allein geführt werden, oder ob Doppelspitzen nicht grundsätzlich besser sind“, sagt Wesener.

Im Sommer soll nach dem Interimsintendanten Dörr der Regisseur René Pollesch die Leitung der Bühne am Rosa-Luxemburg-Platz übernehmen.

Für die Schulen gibt es bei der Senatsbildungsverwaltung eine – derzeit unbesetzte – Stelle einer/s Antidiskriminierungsbeauftragten. Für den Kulturbereich gibt es so eine Stelle auf Landesebene bisher nicht. Bundesweit gibt es seit der Me-too-Debatte 2018 die Beratungsstelle Themis, an die sich auch die Frauen der Volksbühne gewandt hatten.

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