corona in hamburg
: „Bei lebendigem Leib verbrannt“

Foto: Nabu HH Thomas Dröse

Stefanie Zimmer37, ist Biologin. Sie arbeitet als Referentin für Umweltbildung beim Nabu Hamburg.

Interview Andrea Maestro

taz: Frau Zimmer, was haben Sie gegen Osterfeuer?

Stefanie Zimmer: Ich kann verstehen, dass es ein schöner Brauch ist, um nett zusammenzusitzen. Aber für die Natur und die Umwelt bergen Osterfeuer Gefahren.

Welche sind das?

Eine Belastung ist der durch das Verbrennen entstehende Feinstaub. Besonders gefährlich sind Osterfeuer aber für Tiere. Es werden oft recht früh Holz- und Reisighaufen aufgeschichtet. Solche Totholzhaufen werden immer weniger, sind aber ein wichtiger Lebensraum. Einige Tierarten wie Igel, Hasen, Spitzmäuse oder Amphibien suchen darin Unterschlupf, ohne sich bewusst zu sein, dass sie nach ein paar Wochen bei lebendigem Leib verbrannt werden.

Warum schaffen es die Tiere nicht raus?

Das Feuer wird angefacht und brennt im Nu. Viele Tiere schaffen es nicht, weil sie sich weit ins Innere zurückgezogen haben. Noch mehr gilt das natürlich während der Brutsaison. Denn auch viele Vögel wie Rotkehlchen, Zaunkönig oder Heckenbraunelle nutzen diese Haufen als Nistmöglichkeit. Wenn die Jungen schon geschlüpft sind, kommen die nicht aus dem Nest. Sie sind noch nicht flügge.

Dann freut es Sie, dass der Senat die Feuer aus Coronaschutzgründen auch in diesem Jahr abgesagt hat?

Der Nabu befürwortet das. Wir appellieren schon seit Jahren, auf diesen Brauch zu verzichten. Das gilt auch für private Haushalte, die das ja auch nach den jüngsten Einschränkungen weiterhin dürften.

Mitglieder eines Haushalts dürfen sich um ein privates Feuer scharen.

Wer das macht, sollte das Holz erst kurz vorher aufschichten, um sicher zu sein, dass es kein Tier als Unterschlupf nutzt. Und wenn es doch länger liegt, sollte man das Holz umschichten.

Sind Sie für ein grundsätzliches Verbot?

Man sollte sich einfach überlegen, ob dieser Brauch noch zeitgemäß ist. Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir eine hohe Belastung für die Umwelt haben und der Raubbau immer größer wird. Ein Verbot finde ich schwierig. Aber es wäre eben auch eine Möglichkeit, das Totholz einfach in der Natur oder dem Garten zu belassen.

Das heißt, man könnte schon einen Totholzhaufen auftürmen, aber man sollte ihn nicht anzünden?

Genau, der wird von Brombeeren oder Wildrosen überwuchert und ist dann eine naturnah gestaltete Ecke im Garten.

Das Argument für Osterfeuer ist ja der Spaß, dass man mit Leuten zusammenkommt, am Feuer steht, feiert. Haben Sie eine tierschutzkonforme Alternative?

Das Frühjahr ist die perfekte Zeit, um rauszugehen in die Natur, Vögel zu beobachten, ihre Gesänge zu hören. Das ist die Zeit, in der sie sich gegenseitig anlocken, um sich zu paaren. Eine wunderbare Zeit, um die Natur zu entdecken.

Das klingt nicht so nach Party.

Man kann – ohne Corona – ja auch ein Frühlingsfest mit Familie und Freunden machen – nur ohne Feuer.