Mehr Seelenleiden im Coronajahr

Das Jahr 2020 ging vielen an die Psyche: Zu dem Ergebnis kam auch ein Report der Krankenkasse DAK. In Bremen meldeten sich aufgrund psychischer Erkrankungen weniger Menschen krank, dafür aber länger

Die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen sind nach einer Statistik der Krankenkasse DAK im Corona-Jahr 2020 in Bremen nach einem positiven Trend der vergangenen Jahre wieder angestiegen. Zwar seien insgesamt weniger Betroffene zu verzeichnen, die Falldauer sei jedoch von rund 33 Tagen im Vorjahr auf 38 Tage im Jahr 2020 angestiegen, teilte die DAK am Montag mit. „Die aktuelle Analyse zeigt, wie gerade Menschen mit psychischen Problemen besonders unter den Belastungen und Einschränkungen der Pandemie leiden“, sagte Jens Juncker, Leiter der DAK-Landesvertretung in Bremen.

Trotz eines Rückgangs um sechs Prozent seien deutlich mehr Frauen betroffen, hieß es. Hier seien rund 334 Fehltage je 100 erwerbstätige DAK-Versicherte registriert worden. Bei den Männern gab es laut DAK-“Psychreport“ einen Zuwachs von zwölf Prozent. Es fielen 202 Ausfalltage an.

Im Gesundheitswesen registrierte die DAK durch psychische Erkrankungen 13 Prozent mehr Krankheitstage. Die öffentliche Verwaltung sei weiterhin die Branche mit den meisten Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen. Der Anstieg sei mit 4,9 Prozent jedoch geringer als in den Gesundheitsberufen. „Es ist offensichtlich, dass das Gesundheitswesen bis an die Grenzen belastet ist“, erklärte Juncker.

Der „Psychreport“ zeige, wie sich in Bremen bei den psychischen Erkrankungen 2020 das Verhältnis von kurzen zu langwierigen Fällen verändert habe: „Bei kurzen Krankschreibungen von weniger als zwei Wochen nahmen die Krankschreibungen zwischen elf und 34 Prozent ab. Bei länger andauernden Arbeitsunfähigkeiten stieg die Anzahl um bis zu zehn Prozent.“ Für den „Psychreport“ hat das Berliner IGES-Institut Daten von rund 13.400 bei der Kasse im Bundesland Bremen versicherten Beschäftigten ausgewertet.

Auch bundesweit habe sich laut Report gezeigt, dass Fehltage aufgrund der Psyche 2020 ein Rekordhoch erreicht haben. Den höchsten Arbeitsausfall verursachten wie auch schon 2019 Depressionen. Am zweithäufigsten wurden demnach Anpassungsstörungen diagnostiziert. Darunter fallen negative Veränderungen des Gemütszustand oder Störungen des Sozialverhaltens als Folge auf ein belastendes Lebensereignis.

Seit Jahren steigen die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen bundesweit. Laut DAK ist dies in keinem anderen Bereich so ausgeprägt wie bei den Seelenleiden. Binnen zehn Jahren seien die Ausfalltage aufgrund der Psyche um 82 Prozent gestiegen. Alle anderen Krankheiten verzeichneten in diesem Zeitraum einen vergleichsweise geringen Anstieg um neun Prozent. (epd)