berliner szenen
: Bloß kein Vinyl von Amazon

Keine Ahnung, wie lange der Amazon-Austräger gebraucht hat, die bestellte Vinyl­schallplatte (Bernard Szajners „Some Deaths Take ­Forever“ – soll ziemlich abgefahren sein) durch meinen viel zu engen Briefkastenschlitz zu stopfen. Jedenfalls sah die Platte danach ziemlich bemitleidenswert aus. Ich weiß auch nicht, wie Amazon plötzlich dazu kommt, eine Schallplatte lediglich in einer Art Plastiktüte zu verschicken, die so gar keinen Knitterschutz bietet. Normalerweise bekommt man von dem Onlineversender seine Produkte in viel zu opulenten Kartons geschickt, bei deren Anblick man hinsichtlich der Umwelt, der dieser Verpackungsmüll bestimmt nicht hilft, noch mehr bereut, schon wieder etwas bei Amazon bestellt zu haben.

Jedenfalls habe ich gleich eine Beschwerdemail geschrieben. Was gar nicht hätte sein müssen. Denn Dank Amazons „Der Kunde ist immer König“-Prinzip hätten sie mir auch so einfach Ersatz zugeschickt. Der kam dann auch, und was soll ich sagen: Das Elend hat sich einfach wiederholt. Ich hielt erneut das verbeulte mumaßliche Meisterwerk von Bernard Szajner in den Händen. Wieder schrieb ich eine böse Mail, stornierte aber dieses Mal die Bestellung: Scheint ja nicht möglich zu sein, von Amazon die Platte in einem ordentlichen Zustand zu bekommen.

Inzwischen schäme ich mich ein wenig für den Vorgang. Ich hätte nie bei Amazon bestellen dürfen. Bemitleidenswerte Menschen tragen dessen Pakete aus, wollen sich wenigstens ein bisschen vor Corona schützen und kommen wohl deswegen auf die Idee, kontaktfrei am Briefkasten möglich machen zu wollen, was schlichtweg nicht möglich ist. Und jetzt werden sie auch noch von mir zur Verantwortung gezogen. Nur: Diese Platte hätte ich jetzt doch noch ganz gerne. Andreas Hartmann