Hoffen auf AstraZeneca

Die Einschätzung der EU-Behörde EMA zum Impfstoff von AstraZeneca könnte den gesamten weiteren Verlauf der Coronapandemie beeinflussen

Von Felix Lee

Bundesregierung und Länderregierungen haben am Donnerstag mit Spannung auf die Einschätzung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zum Corona-Impfstopp von AstraZeneca gewartet. Denn davon hängt der weitere Pandemieverlauf in Deutschland ab. Die Entscheidung ließ bis Redaktionsschluss dieser Zeitung noch auf sich warten.

Die EMA-Experten hatten das Vakzin auf den Prüfstand gestellt, nachdem vergangene Woche in mehreren Ländern von lebensgefährlichen Blutgerinnsel in Hirnvenen berichtet wurde, die offenbar in Zusammenhang mit Impfungen mit dem Stoff von AstraZeneca standen. In Deutschland stoppte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag vorsorglich die Impfungen. Hierzulande gibt es inzwischen 13 gemeldete Fälle, davon endeten 3 tödlich. Die Bewertung der EMA solle bindend sein, versicherte das Gesundheitsministerium. Unmittelbar nach der Entscheidung der EMA wollten sich noch am Donnerstag auch die Ständige Impfkommission und das Paul-Ehrlich-Institut beraten.

Deutsche Ärztinnen und Ärzte erwarten, dass AstraZe­ne­ca zugelassen bleibt. Es könnten demnach aber Auflagen dazukommen. „Dann könnte es vielleicht eine Zulassung mit Einschränkungen geben – etwa nur für bestimmte Altersgruppen oder beispielsweise ohne gleichzeitige Nutzung der Pille“, sagte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Frank Bergmann.

Der Wirkstoff von AstraZe­ne­ca spielt eine wichtige Rolle für die Impfstrategie in der EU. Der britisch-schwedische Hersteller hat zwar Lieferschwierigkeiten. Dennoch sind EU-weit 70 Millionen Dosen für das zweite Quartal avisiert. Weil das Vakzin nicht stark gekühlt werden muss, kann es auch gut von Hausärzten gespritzt werden.

Die Bundesregierung hofft, dass die Probleme knapper Dosen von April an kleiner werden. Die größten Impfstoffmengen werden von Biontech/Pfizer erwartet – nach den bisherigen Planungen 40,2 Millionen Dosen im zweiten Quartal. Dazu weitere 6,4 Millionen Dosen von Moderna. Eingeplant in diesen Berechnungen sind auch die rund 17 Millionen Dosen von AstraZeneca. (mit dpa)