Etwas verspäteter Aktionismus

SAMMELKLAGE Dortmunds Oberbürgermeister Sierau (SPD) geht gegen Medien vor

Es muss schon etwas passiert sein, wenn ein Oberbürgermeister gleich einen ganzen Schwung regionaler wie überregionaler Medien mit Forderungen überzieht, ihre Berichterstattung zu korrigieren. Dortmunds OB Ulrich Sierau (SPD) jedenfalls hat’s getan: Rheinische Post, FAZ, FR, Welt am Sonntag, der Regionalblog Ruhrbarone.de, die Website DerWesten.de und der Rechercheblog der WAZ bekamen Post. Sogar gegen Ulrich Reitz ging Sierau vor – wegen einer Äußerung des WAZ-Chefs im ARD-„Presseclub“.

Viel Holz – doch wofür? Sierau monierte falsche Darstellungen, er habe kurz nach den Kommunalwahlen ein „Schuldenloch“ der Ruhrmetropole bekannt gegeben. Richtig ist: Es war sein Amtsvorgänger (und Parteikollege) Gerhard Langemeyer. Und richtig ist: Das Ganze spielt 2009. Warum also der Aktionismus Jahre später? Zumal auch der zweite Streitfall mit den Wahlen 2009 zusammenhängt: Medien hatten berichtet, Unternehmerspenden seien direkt an den OB gegangen – dabei verbuchte sie tatsächlich ein SPD-Unterbezirk, aber eben ausdrücklich für Sieraus Wahlkampf.

Während man bei der WAZ von einer „absurden Auseinandersetzung“ spricht, verweist Dortmunds Pressesprecher Udo Bullerdiek auf „sehr unbefriedigende Reaktionen“ auf aktuelle Beschwerden gleich nach Erscheinen der Beiträge – und außerdem seien die falschen Darstellungen immer wiederholt worden. Laut Bullerdiek konnte sich Sierau in allen Fällen durchsetzen, und der Stadt bleibt auch eine kleine Erinnerung: Weil man sich der Kanzlei von Wulff-Anwalt Gernot Lehr bediente, liegen die Kosten bei rund 17.500 Euro. 75 Prozent davon, so Bullerdiek, darf Dortmund bezahlen– denn Lehr ist ein bisschen teurer als der gesetzliche Honorarsatz, den üblicherweise der Verlierer übernimmt. STG