Uni bewirbt schräge Studie: Totalversagen der Uni

Ein Physikprofessor schreibt eine fragwürdige Studie zum Corona-Ausbruch. Die Uni Hamburg bewirbt sie offensiv. Wie konnte das passieren?

Dieter Lenzen hält einen Würfel mit UHH-Logo in der Hand

Aufklärung nötig: Die Uni Hamburg und ihr Präsident Dieter Lenzen Foto: Christian Charisius/dpa

Wieso der Physikprofessor Roland Wiesendanger seine Arbeitszeit damit verbringt, aus Youtube und anderen populären Plattformen fragwürdige Quellen für seine Corona-Ausbruch-These zusammen zu sammeln, ist nicht nachvollziehbar. Dass er das dann aber als wissenschaftliche „Studie“ verkauft – immerhin setzte er das Uni-Logo über seine Veröffentlichung –, ist schon ziemlich schräg. Ein Totalversagen ist aber das Handeln der Uni Hamburg.

Viele Medien nahmen die Mitteilung der Uni, dass einer ihrer For­sche­r:in­nen eine Studie mit bemerkenswerten Ergebnissen veröffentlicht hatte, auf. Werbewirksam und offensiv pries die Uni die bahnbrechend klingende „Studie“ an. Zugleich aber schien selbst der Presseabteilung die Studie nicht ganz geheuer zu sein: Sie versuchte zaghaft zu betonen, dass das Papier keine hochwissenschaftlichen Beweise hervorgebracht habe. Wohl aber, so heißt es, solle es zur breiten Diskussion anregen.

Wenn dies das Ziel war, dann hat die Uni alles richtig gemacht: Es wird breit diskutiert. Genau das ist jedoch das Problem. Der Schaden für die Uni, die ja angeblich eine Exzellenzuniversität sein soll, ist riesig. Dadurch, dass sie diese „Studie“ verbreitet und vermarktet hat, ist auf einen Schlag ein großer Teil des wissenschaftlichen Renommees zerstört worden.

Hinzu kommt: Wenn es der Wahrheit entspricht, dass Wiesendanger die Veröffentlichung zusammen mit Uni-Präsident Dieter Lenzen geplant hat – Lenzen also wusste, was dort veröffentlicht wird – dann ist das großspurige Bewerben des Thesenpapiers nicht nur ein ärgerlicher Ausrutscher der Presseabteilung. Es wäre ein Totalversagen an der Spitze der Uni. Aufklärung ist dringend geboten.

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Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.

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