corona in hamburg
: „Ein Großteil bietet Homeoffice an“

Foto: privat

Susanne Friederichs

51, ist Abteilungsleiterin im Amt für Arbeitsschutz, und hat schon mehr als 800 Homeoffice-Kontrollen bei Hamburger Unternehmen durchführen lassen.

Interview Nele Aulbert

taz: Frau Friederichs, kramen alle hektisch nach der Maske, wenn Sie Betriebe besuchen?

Susanne Friederichs: Nein, meistens werden wir sehr freundlich empfangen. Viele sind auch sehr interessiert an unserer Arbeit und an unserem Besuch.

Welche Regelungen zum Homeoffice werden am häufigsten verletzt?

Angeboten wird das Homeoffice bei einem Großteil der Unternehmen. Oft werden einzelne Aspekte der Gefährdungsbeurteilung im Homeoffice vergessen. Der Arbeitgeber muss sich fragen: Wo und wie ist die Gesundheit der Arbeitnehmer potenziell gefährdet, wenn sie im Homeoffice sind? Auch die psychische Belastung muss bedacht werden.

Was sind denn mögliche Belastungen für Arbeitende im Homeoffice?

Die Arbeitsbedingungen zu Hause müssen natürlich genau geprüft werden. Wie kann man den Mitarbeitern weiterhin Informationen übermitteln? Wie sorgt man für einen sozialen Austausch? Im Homeoffice kann man nicht einfach zur nächsten Bürotür gehen und sich unterhalten, man muss zum Hörer greifen oder eine Videokonferenz starten. Die Hemmschwelle dazu liegt sehr viel höher.

Wie kann man das auffangen?

Der Arbeitgeber sollte für sozialen Austausch sorgen, seien es gemeinsame digitale Mittagspausen oder eine Morgenkonferenz. Natürlich muss man auch klären, in welcher Rolle der Beschäftige ist: Hat er Kinder, bei denen Homeschooling stattfindet? Dann sollte man die Arbeitszeiten individuell anpassen. Auch wichtig ist die Selbstorganisation. Es ist zu Hause schwerer, Privates von Beruflichem zu trennen. Man sollte sich immer fragen: Kann ich das?

Sehen Sie sich als Behörde eher in der beratenden Rolle oder haben Sie auch Sanktionsmöglichkeiten?

Wir können auch bei den Betrieben einschreiten. Natürlich berate ich lieber, aber wenn ich sehe, dass es nicht funktioniert, gehen wir über zur Überwachung. Wir fragen am Anfang immer, ob Homeoffice angeboten wird. Ist die Antwort nein, schauen wir individuell, wieso nicht und ob es Möglichkeiten gäbe.

Haben Sie denn Tipps?

Kommunikation ist das A und O. Man muss Probleme beider Seiten direkt ansprechen und gut mit den digitalen Kommunikationsmöglichkeiten umgehen. Und es ist auch ganz wichtig klarzustellen, dass nicht jeder Arbeitsplatz im Homeoffice funktioniert.