Nach mutmaßlichem Giftanschlag: Soldarität mit Fisch-Whistleblower

Johannes Stefansson deckte den Korruptionsskandal „Fishrot“ in Namibia auf. Jetzt braucht der Isländer wegen möglicher Vergiftung medizinische Hilfe.

Whistleblower Johannes Stefansson während eines Interviews

Whistleblower Johannes Stefansson während eines Interviews Foto: Al Jazeeraa Investigative Unit

BERLIN taz | Er half, den größten Korruptionsskandal des unabhängigen Namibia aufzudecken – nun braucht er selbst Hilfe. Eine internationale Kampagne sucht Gelder zur medizinischen Behandlung von Johannes Stefansson, dem isländischen „Whistleblower“, der massive Korruption bei der Vergabe lukrativer Fischereirechte im Atlantik durch Namibias Regierung enthüllt hatte und damit nicht nur seine eigene Karriere einbüßte, sondern auch seine Gesundheit.

Seine Freunde bescheinigen ihm eine langsam wirksam werdende, medizinisch unerklärliche Vergiftung, vermuten einen gezielten Anschlag und wollen jetzt eine Behandlung an einem sicheren Ort ermöglichen.

Bis Mittwochmittag waren auf den am Dienstag über GoFundMe lancierten Spendenaufruf bereits 1.940 Euro dafür eingegangen.

Stefansson, ehemaliger Betriebsleiter des isländischen Fischereikonzerns Samherji in Namibia, hatte seinen Job 2016 aufgegeben und war mit vertraulichen Dokumenten zu Wiki­leaks gegangen. Belegt wurde darin Bestechung auf höchster Ebene in Namibia bei der Vergabe von Fischereirechten.

Der TV-Sender Al-Jazeera recherchierte die Geschichte nach, die Ergebnisse wurden 2019 veröffentlicht, im Juli 2020 auch auf Deutsch in der taz. Zwischenzeitlich waren verantwortliche Minister in Namibia zurückgetreten und der „Fishrot“-Skandal beschäftigt bis heute die Justiz.

„Seit er die Öffentlichkeit sucht, sieht sich Stefansson schweren Repressalien ausgesetzt“, berichtet das „National Whitleblower Center“ in Washington, das die Solidaritätskampagne für den Isländer organisiert.

2016 hatte er Namibia verlassen und sich im südafrikanischen Kapstadt niedergelassen, wo er begann, unter Krampfanfällen und Zusammenbrüchen zu leiden, die sich bis heute kein Arzt erklären kann – ob in Südafrika oder in Island, wo er seit 2017 wieder lebt. In einer eidesstattlichen Erklärung aus dem Jahr 2019, die der taz vorliegt, spricht Stefansson von „mehreren Anschlägen auf mein Leben“.

Am liebsten würde Stefansson in Namibia als Zeuge auspacken. Das könnte der Aufklärung der „Fishrot“-Affäre neuen Schwung bescheren. Demnächst sollen in Namibia drei isländische ehemalige Samherji-Angestellte vor Gericht gestellt werden.

Doch Prozesse gegen die namibischen Verantwortlichen werden immer wieder verschoben. Und vor wenigen Tagen berichtete die Zeitung Namibian, es seien neue Fischereirechte vergeben worden – „an die alten Player, in der alten Weise“.

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