Coronapandemie in Berlin: Neue Prioritäten beim Impfen

Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) will Obdachlose früher als vorgesehen impfen lassen. Dafür sollen in der Kältehilfe „Impfinseln“ entstehen.

Obdachloser liegt unter vielen Decken auf einer Matratze in der Berliner Friedrichstraße. Fußgängerin geht vorbei

Obdachlose als besonders vulnerable Gruppe sollen in Berlin schneller geimpft werden Foto: dpa

BERLIN taz | Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) will Obdachlose früher impfen lassen als geplant, und zwar mit einem Teil der liegen gebliebenen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs. „Es ist in der aktuellen Situation nicht hinnehmbar, dass Impfdosen ungenutzt herumliegen“, sagte sie am Mittwoch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Schon ab kommende Woche könne Berlin mit der Impfung dieser Gruppe beginnen.

Menschen, die in Obdachlosen- oder Flüchtlingseinrichtungen leben oder arbeiten, gehören zur Prioritätengruppe 2 und sind somit ohnehin als Nächstes dran mit ihrer Impfung. Einzelne Bundesländer haben bereits mit Impfungen in dieser Gruppe begonnen. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass Angehörige von Gruppe 2 ins Hintertreffen geraten, weil seit Mittwoch auch Leh­re­r*in­nen und Erzieher*innen, die eigentlich erst in Gruppe 3 dran wären, geimpft werden können, ebenso wie Polizist*innen.

Laut Breitenbachs Sprecher Stefan Strauß laufen die Vorbereitungen zur Impfung von Obdachlosen auf Hochtouren. Es sei aber jetzt „eine sehr passende Gelegenheit, mit dem Impfen zu beginnen, weil es gerade genügend Impfdosen gibt und viele Obdachlose in die Kälteeinrichtungen kommen“, wo man sie erreichen kann. Da das Impfen über schriftliche Einladungen an Meldeadressen funktioniert, musste man sich für diese Personengruppe ohnehin etwas ausdenken.

„Impfinseln“ statt Impfzentrum

Die Sozialverwaltung erstellt daher gerade in Absprache mit den sozialen Trägern mehrsprachige Infoblätter für die großenteils nicht-deutschen Obdachlosen, die in die Kältehilfeeinrichtungen gehen. Dort sollen sie, teils von Sprachmittlern, auf die Impfung angesprochen werden. Geimpft werden sollen die Menschen dann laut Strauß nicht in den Impfzentren, sondern in so genannten Impfinseln. Das sind Einrichtungen der Kältehilfe, die medizinisch geschultes Personal haben und schon jetzt Schnelltests machen.

Wie viele Impfinseln es geben soll, konnte der Sprecher am Mittwoch noch nicht sagen. Personal für die Impfinseln zu finden soll laut Strauß kein Problem sein: „Es gibt schon viele Angebote von medizinischen Einrichtungen und Ärzten, die das machen würden.“

Laut Breitenbachs Sprecher ist das Vorgehen mit der Gesundheitsverwaltung abgesprochen, die Idee sei am Dienstag auch Thema im Senat gewesen. Für die Festlegung der Prioritätengruppen ist eigentlich das Bundesgesundheitsministerium (BGM) zuständig, für Planung und Durchführung sind es die Länder. Diese könnten „in Einzelfällen“ auch von der Priorisierung abweichen, „wenn dies für eine effiziente Organisation der Schutzimpfungen und zur kurzfristigen Vermeidung des Verwurfs von Impfstoffen notwendig ist“, heißt es auf der FAQ-Seite des Bundesgesundheitsministeriums. Auch in der Bundespressekonferenz waren übrig gebliebene AstraZeneca-Dosen am Mittwoch Thema. Dort sagte ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): „Es muss nichts liegen bleiben.“

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